Fluchthelferin Segal frei

■ Die Therapeutin hatte dem „Heide-Mörder“ zur Flucht verholfen

Hamburg (taz)– Die Fluchthelferin des dreifachen Frauenmörders Thmomas Holst ist frei. Die Therapeutin Tamar Segal wurde gestern wegen Gefangenenbefreiung und Vollstreckungsvereitelung zwar zu zwei Jahren Haft verurteilt; die Strafe wurde jedoch zur Bewährung ausgesetzt. Die Staatsanwaltschaft hatte neun Monate mehr gefordert.

„Das ist kein moralischer Freispruch“, sagte der Vorsitzende Richter Hans Runge. Mit dem Urteil wolle man keineswegs die „diffamierenden Äußerungen“ Tamar Segals gegen die Klinikleitung der forensischen Psychiatrie gutheißen. Die milde Strafe im spektakulärsten Fluchthilfefall der Psychiatrie-Geschichte ergebe sich aus der Abwägung der „strafmildernden und strafverschärfenden“ Aspekte. Wenn Segal „sich nicht zukünftig mit Beleidigungen zurückhält“, könne die Bewährung auch aufgehoben werden.

Zwar sei die Flucht nicht die Idee der Therapeutin gewesen, doch habe sie sich bewußt zur Hilfe entschlossen und sei „vollkommen selbst verantwortlich“. Das Gericht wertete die Befreiungsaktion als „uneigennützige“ Tat. Die Staatsanwaltschaft hatte, obwohl längst klar war, daß Segal lesbisch lebt, daran festgehalten, daß ein Liebesverhältnis zwischen Patient und Therapeutin zur Flucht führte. Segal bezeichnete die Tat als „politisch“ motiviert. Sie habe auf die „katastrophalen Zustände“ in der Knast-Psychiatrie aufmerksam achen wollen. Als strafmildernd wurde gewertet, daß Segal in der Folge ihre langjährige Lebensgefährtin verlor, ihr Vater starb und die Haftbedingungen der ersten Tage „sehr unangenehm“ waren. Silke Mertins