Notwendige Sparmaßnahmen – nicht kalkulierbare Folgekosten

Seit neun Jahren existiert die „Solidarische PsychoSoziale Hilfe“ (SPSH) in der Bartelsstraße als Beratungsstelle für Arbeitslose und Menschen mit geringem Einkommen, die aufgrund ihrer Situation in psychische Krisen geraten. Die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) hat die Finanzierung übernommen und plant, sie im kommenden Jahr komplett einzustellen. Die Beratungsstelle müßte schließen.

Die BAGS begründet dies mit notwendigen Sparmaßnahmen. Während die Behörde die einzusparenden Kosten mit 341.000 Mark angibt, erklärt die SPSH, im vergangenen Jahr 259.000 Mark verbraucht zu haben. Vier Personen sind auf 2,75 Stellen fest angestellt; 20 weitere arbeiten ehrenamtlich. Im vergangenen Jahr wurden 950 Menschen in der Beratungsstelle betreut.

Mit ihrer Spezialisierung auf Zusammenhänge von psychischen Problemen und Arbeitslosigkeit ist die SPSH in Hamburg einmalig. Andere Einrichtungen beraten Arbeitslose eher in organisatorischen Dingen oder behandeln psychisch erkrankte Menschen. Die Beratung in der SPSH ist kostenlos und vertraulich, auf Wunsch auch anonym; es sind keinerlei Anträge auszufüllen oder Atteste vorzuweisen – Behörden oder Arbeitsamt haben keinen Zugriff auf personen- oder beratungsbezogene Daten.

Die Einrichtung arbeitet eng mit dem Psychologischen Institut der Hamburger Universität zusammen. Neben anderen beurteilt Professor Harald Witt die Streichung der Finanzierung als politisch kurzsichtig. Die dadurch wegfallenden Leistungen müßten schließlich an anderer Stelle wieder erbracht und finanziert werden – oder führten zu nicht kalkulierbaren Folgekosten. In einem „sozialen Brennpunkt“ gehe eine spezialisierte Versorgungseinrichtung verloren, die für die Uni auch eine wichtige Qualifizierungs- und Wissenstransfereinrichtung ist. win