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■ StandbildEkelpakete

„Quallen“, Donnerstag, 19.45 Uhr, WDR

„Freischwimmende Form der Hydrozoen und Scyphozoen“, sprach das Lexikon. Glibbrig-lästiges Viehzeug, das entschieden zu den eher unangenehmen Urlaubsbekanntschaften gehört, sprach die Erfahrung. „Verkannte Schönheiten“ titelte das naturkundliche Fernsehen. Kurzum: Es ging um die gemeine Qualle.

Und wo BBC und National Geographic draufsteht, kann man sich immer auf spektakuläres Bildmaterial verlassen. Und doch ertappte man sich schon bald dabei, mit geschlossenen Augen einem Text zu lauschen, der nur von Bernhard Grzimek stammen konnte. „Eine Qualle der Gattung XY schwebt der Morgensonne entgegen“, rilkte die Sprecherin in einer Stimmlage zwischen Märchentante und Schulfernsehen. „Und nun schauen Sie mal, wer da zum Essen kommt!“ – „Aurelia, die Ohrenqualle!“ Und was treibt Aurelia so? „Natürlich bildet auch Aurelia Schwärme – und was für welche!“ Aber schon nahte die Gelbe Feuerqualle und tat ein gutes Werk, indem sie Aurelia durch massenhaftes Verputzen am Schwarmbilden hinderte.

Geschöpfe, die sich ebenfalls um die Dezimierung der Ekelpakete verdient machen, sind Japaner und Nacktschnecken. Aber: „Nicht alles geht nach dem Willen der Nacktschnecke“, dämpfte der Kommentar allzu euphorische Erwartungen sogleich. Kurzum, allerliebste Info-Poesie, prima Film. Nur, ob von den fünf Kameraleuten, die das Werk verschlungen hat, womöglich einer nach dem anderen von der Portugiesischen Galeere tödlich genesselt worden war, ging aus dem Abspann leider nicht hervor. Reinhard Lüke

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