Hungerstreik in der Darmstädter Hochschule

■ Zehn Menschen solidarisieren sich mit den türkischen Gefangenen

Darmstadt (taz) – In den Räumen des Allgemeinen Studentenausschusses (Asta) der Technischen Hochschule in Darmstadt hungern seit letztem Montag zehn Menschen aus Solidarität mit den politischen Gefangenen in der Türkei – unter ihnen zwei Realschülerinnen (16 und 18 Jahre alt) aus Düsseldorf und Aschaffenburg, ein Schüler (19) aus Darmstadt, ein Verkäufer (20), eine ältere Frau, deren Tochter nach dem Militärputsch in der Türkei 1981 hingerichtet wurde, sowie „ein Mann direkt aus der Türkei“, wie er sich vorstellt. Einer der zehn ist ein deutscher Physikstudent, alle anderen sind türkische StaatsbürgerInnen.

Mit ihrer Aktion wollen die zehn alle demokratischen Menschen und Organisationen auffordern, Druck auf die türkische Regierung sowie die verantwortlichen Stellen in Deutschland auszuüben, um dafür zu sorgen, daß sich die Haftbedingungen in den Gefängnissen der Türkei verbessern.

Ihr Hungerstreik sei „kein Todesfasten“, sagt der Physikstudent. Sie würden weiterhin Tee, Wasser, Zucker und Salz zu sich nehmen. Die „Todesfaster“ in der Türkei würden dagegen nur noch Wasser trinken.

Unterstützt wurden die Hungerstreikenden im Einheitslook – weiße T-Shirts mit einem roten Stern – auf der gestrigen Pressekonferenz vom Landesvorstandssprecher der hessischen Bündnisgrünen, Raimar Hamann, und von Karin Hagemann von der Grünen- Fraktion im Landtag. Beide PolitikerInnen verlangten vor JournalistInnen ein Ende der „prinzipienlosen Tolerierung der systematischen Menschenrechtsverletzungen in der Türkei“ durch Bundesregierung, EU und Nato. Hamann: „Wie viele Menschen müssen noch sterben, bevor diese Bundesregierung ihre unkritische und nur an Geschäftsinteressen orientierte Politik gegenüber der Türkei ändert?“

In der Partnerstadt von Darmstadt, Bursa, ist bereits ein politischer Gefangener an den Folgen des Hungerstreiks gestorben. Die Verantwortlichen der Kommune Darmstadt sicherten deshalb gestern auch zu, ihre Möglichkeiten zur Intervention nutzen zu wollen. In Stellvertretung des Darmstädter Oberbürgermeisters hat die Kämmerin einen Brief an ihren Amtskollegen in Bursa geschrieben und die Einhaltung der allgemeinen Menschenrechte in den Gefängnissen eingeklagt. kpk