Es gibt exakt 1.758.640.176 Teufel auf dieser Welt

■ Satanexperte Monsignore Corrado Balducci weiß alles über das höllische Milliardenheer

Den ersten amtlichen Steckbrief des Teufels verfaßte das Konzil von Toledo. Satan sei, hielten die Gottesmänner im Jahre 447 fest, eine „schwarze, monströse Erscheinung mit Hörnern und gespaltenen Hufen, mit Eselsohren, Klauen, glühenden Augen, furchtbaren Zähnen, einem riesigen Phallus und von schwefligem Gestank“. 100 Jahre später entwichen diese Toledaner Teufel den Mündern Besessener – in byzantinischen Buchmalereien.

Doch erst im 13. Jahrhundert legte Thomas von Aquin mit seiner Lehre, Satan sei Herr über ein Reich von Dämonen, die als männlicher Inkubus und weiblicher Sukkubus in Menschen fahren, den Grundstein für Hexenwahn und Besessenheitsglauben. Immer mehr, immer bizarrere Teufel waren zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert am satanischen Werk, an immer ausgeklügelteren Dämonologien feilten Inquisitoren und Kirchenväter. Die angeblichen „Malefikanten“ wurden erwürgt, ersäuft, auf Scheiterhaufen verbrannt. Zu Zehntausenden. Die genaue Zahl derer, die als Hexen und Satansbuhlen zu Tode geschunden wurden, verzeichnet keine Chronik. Noch 1775 wurde in Kempten im Allgäu eine Hexe hingerichtet.

Religiöse Todesurteile gehören in Europa der Vergangenheit an, Teufelsaustreibungen nicht. Exorzismen nach dem Rituale romanum sind in der katholischen Kirche erlaubt. Wie im oberbayerischen Marienwallfahrtsort Altötting. Dort bat ein Polizeibeamter seinen Vorgesetzten um die Bewilligung zum außerdienstlichen Einsatz behördlicher Handschellen. Anlaß: eine kirchlich genehmigte Teufelsaustreibung. Der Gebrauch der Handfesseln wurde untersagt, die „Besessene“ notdürftig mit Tüchern arretiert. Vergeblich versuchte der erfahrene Exorzist, ein Kapuzinerpater, aus der Bauersmagd den Satan zu treiben. Hartnäckig weigerte sich der Höllengeist, auszufahren. Schließlich wurde der Mönch vom Bischof zurückgepfiffen, die junge Frau in die Psychiatrie gebracht.

Weniger glimpflich verlief das Unterfangen zweier katholischer Priester, eine Würzburger Studentin vom Teufel zu befreien. Neun Monate dauerte die Tortur, die Eltern assistierten. Am Ende war die 23jährige tot. Verhungert.

Tödlich endete auch das Ritual, das die 74jährige Magdalena K. an der Rentnerin Anna W. in Konstanz vornahm. „Ich habe“, rechtfertigte sich die Laienexorzistin, „nicht die Anna erschlagen, sondern den Teufel.“ Schon einmal war Magdalena K. dem Teufel mit Stöcken zu Leibe gerückt. Auf der Strecke blieb aber nicht Beelzebub, sondern eine 17jährige Schülerin. „Tod durch Fettembolie aufgrund massiver Schläge“, so der Totenschein.

Den Heiligen Stuhl beeindrucken die „Betriebsunfälle“ kaum. Nicht nur durch Satanskulte und schwarze Messen kommt Luzifer zu neuen Ehren. Unter Johannes Paul II. zeigt sich auch der Vatikan ganz auf der Höhe der Zeit. Besonders in der Person des Prälaten Monsignore Corrado Balducci.

Seit Mitte der 80er Jahre widmet sich Balducci ganz dem Leibhaftigen. 1988 legte der einstige Chefexorzist der Diözese Rom seine Erkenntnisse in einer Schrift vor: Satan lebt, man kann ihm begegnen. In dem Teufels-Werk trug der Prälat alles über den Herrn der Finsternis zusammen. Erstmals dürfen wir mit Balducci einen Blick ins Melderegister der Hölle werfen. Exakt 1.758.640.176 Teufel verzeichnet es, auf etwa drei Menschen kommt ein böser Geist, eine bedenkliche Mensch-Teufel- Relation. Das katholische Verhütungsverbot ist womöglich ein Versuch, Satan in die Bedeutungslosigkeit zu zeugen.

Trotz des höllischen Milliardenheeres, lehrt Balducci, habe Mephisto nur in 15 von 1.000 Besessenheitsfällen die Hand im Spiel. Nicht jeder, der eine heftige Abneigung gegen Religion oder Ekel vor geweihten Dinge zeige, sei schon des Teufels. Erst wenn jemand in exotischen „Zungen“ rede, über den Boden schwebe oder entfernte Dinge bewege, bestehe Anlaß zur Sorge.

Den flammenden Zorn Balduccis erregen all jene Theologen, die den Teufel nur symbolisch deuten. Diese Ketzerei habe furchtbare Folgen, und schon heute würden 40 Prozent aller Patres die Existenz des Leibhaftigen leugnen. Dabei rüste Satan zum Großangriff, sei die Welt bedroht wie nie zuvor.

Doch wir dürfen hoffen, denn die himmlischen Heerscharen stehen uns zur Seite. Und deren Zahl ist wahrhaft Legion: 99mal so hoch wie die Summe aller Menschen. Berechnet hat das Himmelsvolk aber nicht Balducci, sondern der Engelsforscher Monsignore Giuseppe del Ton. Walter Saller,

Diözese Neukölln