Roll another one, please!

■ Neu am Kiosk in Bremen: Handwerkszeug für Kiffer

Das Geschäft ist so klein, daß es keinen Namen hat. Es ist überhaupt fast das kleinste Geschäft in der Stadt. Vor dem Steintor Ecke Horner Straße, auf der einen Seite die Schauburg, auf der anderen Blumen Lauprecht. Zigaretten, Zigarren, Feinschnitt, Zeitungen. Ein Tante-Emma-Laden mit steinalten Regalen (1946) und anerkannter Atmo. „Für Leute mit Laune“, wirbt HB im Schaufenster.

Doch seit einigen Wochen gehen da Leute mit einer anderen Laune ein und aus: Kiffer, Hascher und andere Freunde rauscherzeugender Substanzen aus dem Hanf und seinen Derivaten. Der traditionell sortierte Kiosk hat den Zug der Zeit erkannt und ist aufgesprungen: ein „Head-Shop“ fürs Steintor – bieten wir's an!

„Warum,“ fragt der Chef, der 1,92 mißt, einschlägige und positive Erfahrungen einräumt und aus irgendwelchen Gründen ungenannt bleiben möchte, „warum sollen die Kunden den ganzen Weg zum Head-Shop laufen?“ Ein Vertreter für entsprechendes Zubehör erzählte vor drei Monaten von einen sehr erfolgreichen Versuch in Gießen, Wasserpfeifen, dazugehörigen Tabak und Jointpapier von der Rolle im Büdchen um die Ecke anzubieten.

Das sollte auch in Bremen laufen, zumal im Viertel. Plötzlich lagen im Schaufenster, wo sich sonst Zigarren stapeln oder hoffnungsfrohe Trend-Zigaretten, Glaspfeifen, Präzisionsfederwaagen und Blättchen in XXL. „Das hat toll eingeschlagen, unglaublich! Von der Pubertät bis zu alten Leuten – alle kommen und kaufen die Sachen,“ berichtet der erfreute Geschäftsmann. Erst am Morgen noch kaufte eine Dame Mitte 50 ein Päckchen original ägyptischen Wasserpfeifentabaks, ein schmieriges, wabbeliges Zeug, das auf Kohlen gelegt und mit Marihuana bestreuselt wird.

Der Laden ist wie's Viertel: Pfeifchen statt Humpen, taz statt Bild, zudem wird hier bremenweit der drittgrößte Umsatz mit Feischnittabak zum Selberdrehen gemacht. Vor sechs Jahren, unterm Vorbesitzer, war der Laden wie der andere Teil des Viertels: Nationalzeitung, FKK-Blätter als Kinderpornos, Playboy und das Neueste aus St.Pauli. Der heutige Besitzer hat das alles rausgeschmissen: „Ich kann keine Sachen verkaufen, wo ich ein Problem mit habe.“

Die BILD ist bei ihm von 150 Exemplaren täglich auf 30 weggesackt. Macht nichts: „Bildzeitungsleser kaufen nur ihre Bild und nichts dazu.“ Kann er verschmerzen.

Mit den Hanfaccessoirs hat er kein moralisches Problem. Und auch kein juristisches: „Mein süddeutscher Großhändler achtet genau darauf, daß die gesetzlichen Richtlinien beachtet werden.“ Verkauft wird nur, was darf. Das Turn-Zeug muß man schon selbst importieren oder anbauen.

BuS