Eine Spende für den Verein großohriger Thronfolger Von Ralf Sotscheck

Heute haben sie ihren 15. Hochzeitstag. Glückwunsch! Den 16. werden sie allerdings nicht mehr erleben, nachdem die Queen vor zwei Wochen die Scheidung von Charles und Diana offiziell angekündigt hat. Im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud in London hat man die Diana-Puppe gleich zwei Meter von ihrem wächsernen Ehemann weggerückt. Dabei wird das ehemalige Traumpaar zur Zeit ständig an glücklichere Tage erinnert. Der Britische Sicherheitsrat, eine Wohltätigkeitsorganisation, benutzt das Foto, auf dem sich die beiden nach der Eheschließung auf dem Buckingham- Balkon küssen, für eine Kondom- Werbekampagne. „Der Schein kann trügen“, steht auf dem Foto.

Ein Honorar erhalten sie dafür nicht. Diana ist darauf auch nicht unbedingt angewiesen. Sie läßt sich ihren Abgang mit umgerechnet 35 Millionen Mark bezahlen, aber ihren Titel „Königliche Hoheit“ ist sie los. Als einfache Prinzessin muß sie nun jeden Tag einen Hofknicks vor ihren beiden Söhnen machen. Zur Strafe hat Diana die Schirmherrschaft von über 100 Wohltätigkeitsorganisationen zurückgegeben. Wollten die etwa keinen Diener mehr vor ihr machen? Darüber hinaus hat ihr Elizabeth nun auch ihre Rolle als „Queen of Hearts“ vermiest. Dabei wäre sie so gerne als Trostspenderin ins schottische Dunblane gefahren, nachdem dort 16 Kinder ermordet worden waren. Oder wenigstens zu den näher gelegenen Londoner Docklands, wo es nach einer IRA-Bombe immerhin zwei Tote gegeben hatte. Eine der schirmfraulosen Wohltätigkeitsorganisationen verteilt unterdessen kleine Plastikkärtchen mit dem Aufdruck: „Im Falle eines Unfalls oder der Verwicklung in eine Katastrophe bittet der Träger dieser Karte, sämtliche Mitglieder der Windsor-Familie von seinem Krankenbett fernzuhalten.“

Auch ein Londoner Kneipier hat von dem ganzen Windsor-Gesocks die Nase voll. Erst hieß sein Pub „Prince of Wales“. Als Charles dann mutmaßte, er werde bei seiner Wiedergeburt als Tampon seiner Freundin Camilla Parker- Bowles auf die Welt kommen, benannte der Wirt die Kneipe geschwind in „Princess of Wales“ um. Dann kam das fatale BBC-Interview, in dem Diana ihre Affäre mit ihrem Reitlehrer hinausposaunte. Jetzt heißt das Pub „The Wild Swans at Coole“.

Die Queen hat sich für das Diana-Interview übrigens gerächt: Künftig wird sie nicht mehr exklusiv bei der BBC unter dem Weihnachtsbaum sitzen und ihre Ansprache ans Volk halten. Die nächsten zwei Jahre ist der unabhängige Sender ITV dran. Ob der allerdings den Zuschauerschwund aufhalten kann, ist fraglich. Voriges Jahr wollten sich nur noch 13 Millionen Menschen die königliche Fernsehshow antun — zehn Millionen weniger als 1991. Da muß wohl ein Privatsender her, um die Sache aufzupeppen: Lillibeth, wie ihr Philip sie nennt, könnte während ihrer Rede mit der Armbrust auf Schwiegertöchterfotos schießen. Für jeden Treffer zahlt der Sender 1.000 Pfund an den Verein für ewige großohrige Thronfolger. Vielleicht macht Rupert Murdochs Sky TV ein gutes Angebot? Die englische Fußballberichterstattung hat er sich ja schon unter den Nagel gerissen. Und die Queen braucht jeden Penny, um die Ablösesumme für Charles an Diana zahlen zu können.