Demo in Mahlow ohne Mahlower

Unter den 500 TeilnehmerInnen der Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit waren wenige EinwohnerInnen des Ortes, in dem vor sechs Wochen drei schwarze Briten angegriffen wurden  ■ Aus Mahlow Barbara Bollwahn

Es ist wie mit der berühmten Stecknadel im Heuhafen. Auf der Demonstration gegen Rassismus im brandenburgischen Mahlow am Samstag waren kaum Einwohner des Ortes zu finden, in dem am 16. Juni drei britische Bauarbeiter von zwei rechten Jugendlichen im Auto verfolgt worden waren. Nach einem Steinwurf während des Überholmanövers prallte das Fahrzeug der Schwarzen gegen einen Baum. Der 37jährige Fahrer liegt seitdem querschnittsgelähmt im Krankenhaus. Zwei Verdächtige im Alter von 24 und 17 Jahren sitzen seit einer Woche in Untersuchungshaft und sind geständig.

Die meisten der 500 DemonstrantInnen kamen aus Berliner Antifagruppen, die zusammen mit der PDS zu der Demo aufgerufen hatten. Auch die politische Lokalprominenz war vertreten. Sowohl der Mahlower Bürgermeister Werner Le Haine (parteilos), als auch Brandenburgs Ausländerbeauftragte Almuth Berger (SPD), der Landrat des Kreises Teltow-Fleming und die PDS-Landesvorsitzende Petra Pau hatten sich der Demo unter dem Motto „Solidarität mit den Opfern des rassistischen Angriffs in Mahlow“ angeschlossen.

Unter einem großen Polizeiaufgebot zogen die DemonstrantInnen vom Bahnhof zu der Stelle, wo sich der Wagen der Briten überschlagen hatte. Bis auf eine kurze Rangelei verlief der Protestmarsch friedlich. Als Demoteilnehmer am Straßenrand zwei Jugendliche erkannten, die in einem Fernsehbeitrag als Mitglieder der dorfbekannten rechten Clique zu sehen waren, beschimpften sie diese als „Nazischweine“. Die beiden Mahlower erstatteten Anzeige. Doch viel mehr als der mutmaßliche Diebstahl einer Jacke und eines Zeltes beschäftigte einen von ihnen die „Angst, daß durch die Demo noch mehr Ausländer herkommen“.

Zwar verurteilten die wenigen Mahlower, die sich am Straßenrand blicken ließen, den Angriff auf die Briten. Doch die Demonstration und das Medieninteresse betrachteten sie mit gemischten Gefühlen. „Ändern wird sich dadurch nichts“, beklagte ein Mann. Ein anderer meinte, man müsse zwar „Gewalt im Keim ersticken“. Doch die Demonstration stehe in keinem Verhältnis zu dem „Aufwand, der den Steuerzahler ein Schweinegeld“ koste.

Zwei Mahlower Jugendliche, die den Zug am Bahnhof von einer Kneipe aus beobachteten, machten aus ihrer Abneigung gegen Linke keinen Hehl. Wenn er auf der Straße angefahren würde, würde auch kein Hahn danach krähen, meinte der eine und kommentierte auch den Angriff auf die Briten: „Es ist doch nichts passiert.“ Als ein Afrikaner erzählte, wie er am Bahnhofsvorplatz mit Flaschen beworfen wurde, zischte ein anderer Mahlower: „Ja, wenn du schon mal was aufs Maul gekriegt hast, was willst du dann hier?“

Sowohl die Brandenburger Ausländerbeauftragte als auch der Mahlower Bürgermeister bedauerten, daß keine gemeinsame Kundgebung mit der Gemeinde zustande gekommen war. Mit der rechten Clique am Bahnhof sei kaum zu reden. „Ich sehe beim harten Kern überhaupt keine Chance“, beklagte der Bürgermeister.