Ins Korsett gestaucht

■ Das Programm des 13. Internationalen Sommertheaters ist aus Geldnot zeitlich auf zwei Wochen verdichtet und zeigt fast ausschließlich Tanz-Produktionen

Die „13“ ist keine so glückliche Zahl für das Sommertheater, denn das diesjährige Festival ist das kürzeste aller Zeiten. War das Vergnügen auf Kampnagel Ende der Achtziger noch vier und später drei Wochen lang, so ist es im verflixten 13. Jahr auf zwei Wochen geschrumpft. Grund sind Defizite aus der Vergangenheit, die sich durch die seit Jahren gleichbleibende Förderung angestaut haben. Um diese wenigstens teilweise abzubauen, „ohne die Qualität des Programms zu beschneiden“ (Festivalleiter Dieter Jaenicke), mußte der Umfang ins Korsett: Da es nur zwei Produktionen weniger gibt, wird der Stundenplan gestaucht.

Auch viele klangvolle Namen der Vergangenheit wird man vermissen: Von Josef Nadj bis Wim Vandekeybus, von Rosas bis Robert Lepage, von Fura dels Baus bis Saburo Teshigawara sind es gerade die (meist europäischen) Weltstars der Performing Arts, die hier nicht auftreten. Dennoch bietet das Festival Kontinuität: Der seit 1992 bestehende Programmschwerpunkt Lateinamerika/Spanien/Portugal bildet sich auch dieses Jahr wieder mit diversen Produktionen ab. Und mit der israelischen Batsheva Dance Company und der spanischen Choreografin Angels Margarit kehren Künstler zurück, die hier große Erfolge feierten.

Das erstmals wegen großer Sportgroßereignisse auf den späten August ausgewichene Festival (16.-31.8.) ist auch diesmal tanzdominiert. Lediglich zwei Produktionen können dem Sprechtheater zugeordnet werden: die argentinische Adaption von Müllers Hamletmaschine durch El Periférico de Objetos und die vorher als der Höhepunkt beschworene Produktion Va Yomer des israelischen Itim Theatre Ensembles. Die Regisseurin Rina Yerushalmi hat mit dieser vierstündigen Verarbeitung des Alten Testaments eine Produktion geschafft, die – so Jaenicke bei der Programmvorstellung am Montag – sie „gleichberechtigt neben Peter Brook oder Ariane Mnouchkine“ stellt.

Das Tanzprogramm, das überwiegend von Gabriele Naumann, Jaenickes Partnerin in der Leitung, zusammengestellt wurde, trägt einige Züge des Bagnolet-Tanzfestivals, in dessen Jury Naumann mitwirkt. Neodanza aus Venezuela und Quasar aus Brasilien, die beide Uraufführungen für Hamburg erarbeiten, und die schwedisch-italienische Choreografin Cristina Caprioli wurden bei dem wichtigsten Tanzfestival der Welt ausgezeichnet. Sie alle gehören zum Programmpunkt Tanzwerkstatt, wobei Caprioli Dans Teil einer von zwei Dreierveranstaltungen ist, wo sich junge Choreografen vorstellen.

Außer den genannten werden noch Les Ballets C. de la B. aus Belgien, Mal Pelo und Mudances aus Spanien, die in Hamburg arbeitende Portugiesin Angela Guerreiro, sowie im Kurzprogramm Compagnien aus Korea, Japan, England, Österreich und Burkina Faso auftreten. Till Briegleb