Betr.: Renate Schmidt

Eine „Powerfrau mit Herz und Schnauze“ hat sie ein Lindauer Parteifreund vor vier Jahren genannt, als der streitbaren Sozialdemokratin der begehrte „Sozialistenhut“ verliehen wurde. Und eine Powerfrau ist die 1943 in Hanau geborene Renate Schmidt fraglos. Groß war das Kopfschütteln, als sie 1991 die Bedingungen für eine Kandidatur als Vorsitzende der Bayernsozis verkündete und – prompt auch durchsetzte. So drastisch hatte kein Sozialdemokrat vorher die Territorien der allmächtigen „Berzirksfürsten“ geschliffen.

Renate Schmidt, die gelernte Systemanalytikerin, hat ein ausgeprägtes Organisationstalent, sie ist eine leidenschaftliche Rednerin. Wenn ein Thema sie fasziniert, ist sie kaum zu bremsen. So manche politische Entscheidung (Asylkompromiß, Blauhelmdiskussion) ließ die „rote Renate“ freilich auch in den eigenen Reihen, gerade bei den Jungsozialisten, gehörig anecken. Seit einiger Zeit werden auch die Probleme, die ihr aus den beiden Ämtern als Fraktions- und Landeschefin erwachsen, recht deutlich. Es ist nicht viel zu spüren bei der Bayern- SPD von Renate Schmidts Ankündigung, sie werde den Edmund Stoiber jagen. Vielmehr verzettelt sich die Partei unterhalb der 30-Prozent-Marke in internen Querelen. Der Dauerstreit mit ihrem (teilentmachteten) Stellvertreter Albert Schmid hat Spuren hinterlassen.

Freilich kann sie in Streitfragen immer wieder die Trumpfkarte „Es gibt keine Alternative zu Renate Schmidt“ ausspielen. Sie hat die höchste Popularität aller GenossInnen in Bayern. Die Menschen „draußen“ vermag sie weit eher zu begeistern als die „eingesessenen“ Genossen. Den CSU-Amigo und Ex- Ministerpräsidenten Max Streibl brachte sie noch weit eher zur Weißglut, und zwar so sehr, daß er sie zur „Krampfhenne“ ernannte. kw