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High-Speed-Erfolg mit der schnellsten Kamera

■ Die Firma Remix aus Kaufbeuren baut Spezialkameras für Daimler und die Nasa

Kaufbeuren (taz) – Es gibt sie offensichtlich auch heute noch — die unvorstellbaren Aufstiege einer jungen Firma. Remix hat es vorexerziert, eine junge Optikfirma, die im Kaufbeurer Innova- High-Tech-Park angesiedelt ist. Als Entwickler der schnellsten Kamera der Welt hat sich Remix schon im zweiten Jahr ihres Bestehens international einen Namen gemacht. „Ich denke, die haben in einem umkämpften Markt den Durchbruch geschafft“, meint der Manager des privaten Gründerzentrums, Thomas Maier. Die Firma entwickelt Hochgeschwindigkeitskameras und stellt sie auch selbst her.

Remix-Techniker Peter Brix beschreibt die Anwendungsgebiete solcher Hochgeschwindigkeitskameras, die sonst überwiegend in den USA und Japan gebaut werden. „Letztes Jahr haben wir dreißig solcher Kameras zur Kontrolle von Lackieranlagen bei Daimler-Benz entwickelt und geliefert.“ Kleinste Lackfehler können damit erkannt werden. Die programmierbaren, über spezielle Software gesteuerten Apparate liefern digitale Bilder mit Verschlußzeiten von einer Millionstelsekunde. Auch die Nasa gehört zwischenzeitlich zu den Anwendern der leistungsfähigen Kaufbeurer Geräte. Nächstes Jahr voraussichtlich startet eine Hochgeschwindigkeitskamera mit dem Space-Shuttle ins All. Mit solchen Kameras könne man festhalten, wie ein Flugzeugpropeller im Windkanal bei 50.000 Umdrehungen zu Bruch geht.

Entwickelt werden diese hochtechnisierten Wunderdinger von Firmeninhaber Michael Wojtkowiak, einem Systemingenieur, der in Breslau studiert hat. Doch Aufträge kommen nicht nur aus Konzernen. Ein Kunde, der bei Remix eine Spezialkamera abholt, schildert einen ganz anderen Einsatzbereich. „Ich habe eine Firma für professionelle Fotografie und mir eine Mittelformatkamera bauen lassen für die Herstellung von Katalogen und Prospekten. Das Gerät ermöglicht es, in eine Marktnische zu stoßen. So ein Gerät gibt es weltweit bislang nicht.“

Zur Zeit wird bei Remix eine weitere Neuheit entwickelt, die noch schneller als die bislang schnellste Kamera sein soll. Es handelt sich um eine Spezialkamera für einen Computerhersteller in den USA. Das Aufnahmegerät muß einem Laser in einem Drucker auf der Spur bleiben und extrem schnelle Aufnahmen machen, fast im Atombereich. Versagen darf das Aufnahmegerät dabei nicht, denn ein einziger Testlauf kostet den EDV-Hersteller 100.000 Dollar.

Selbst die Ölindustrie gehört zu den Kunden von Remix. „Wir haben ganz winzige Kameras entwickelt, die bei der Erdölsuche eingesetzt werden“, erklärt Techniker Peter Brix. „Die haben nur ein Drei-Zoll-Gehäuse und werden neben dem Bohrkern eingeführt.“

Im Innova-High-Tech-Park schmückt man sich gern mit dem jungen Unternehmen, dem man – so der Manager des Gründerzentrums – „regelrecht beim Wachsen zuschauen kann“. Mit seinen Kameras hätten es Wojtkowiak und seine Firma geschafft, wieder Anschluß an die USA zu finden. „Das tut auch der ganzen Branche gut. Schließlich war gerade die Videotechnik schwer im Abwandern begriffen.“ Klaus Wittmann

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