Aufgehoben oder aufgeschoben?

Zahlreiche berufliche Fortbildungen für Erwerbslose finden erst im kommenden Jahr statt – vielleicht  ■ Von Stefanie Winter

Zwischen Aufgeschoben und Aufgehoben dümpeln derzeit zahlreiche vom Arbeitsamt geförderte berufliche Fortbildungsmaßnahmen in Hamburg. Viele erwerbslose Frauen und Männer befinden sich also weiterhin in der Warteschleife für ein Qualifizierungsangebot, das ihre geringe Chance auf einen Job erhöhen könnte – darunter auch solche, die bereits einen der begehrten Plätze ergattert hatten. Übereinstimmend berichten Bildungsträger, daß ab September ein Teil der geplanten Kurse gar nicht stattfinden wird.

Während einige auf einen verspäteten Kursbeginn im kommenden Jahr hoffen, sprechen andere schon jetzt von einer Katastrophe. Erst in der vergangenen Woche habe das Arbeitsamt mitgeteilt, in welchem Umfang Maßnahmen gecancelt werden, sagt Bernt Linke, Institutsleiter bei der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) in Hamburg. Begründet wurde dies mit der Haushaltssperre der Bundesregierung. „Nicht nur für die Bildungsträger ist das eine Katastrophe. Ich frage mich, wie man damit die Probleme des Arbeitsmarkts je in den Griff kriegen will.“

Bei der DAA entfallen ab September mindestens sieben geplante Kurse, ab Oktober einige weitere Maßnahmen im EDV-Bereich. Rund 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind davon betroffen. Eine Reihe von Fortbildungen werde auch bei der Rackow Schule zunächst ausgesetzt, erklärt Barbara Grundmann für die Geschäftsleitung. „Wir hoffen aber, daß wir sie ab Ende des Jahres nachholen können.“ Verschoben worden seien derzeit acht Kurse. Die Rackow Schule arbeitet überwiegend mit festen Lehrkräften. „Sieben freiberufliche Lehrer müssen wir leider freisetzen.“ Um bei den 70 Festangestellten auf Kündigungen verzichten zu können, werde den Kollegen angeboten, Urlaube und Überstunden abzubauen.

Bei der Stiftung Berufliche Bildung (SBB) wird mit dem Betriebsrat über eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten verhandelt, um die Beschäftigung der 300 Angestellten trotz des finanziellen Ausfalls zu sichern, sagt die dort für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Beate Buchwald. „Dies müßte dann spätestens Ende August greifen.“ Bei der SBB werden eine Maßnahme für psychisch und physisch Kranke und ein Berufsvorbereitungskurs mit weniger Teilnehmenden stattfinden als geplant. „Das trifft diejenigen, die in der Regel von vornherein einen besonders schwierigen Start ins Berufsleben haben.“

Linke von der DAA hofft ebenfalls, ohne Entlassungen auskommen zu können – allerdings nur, wenn es im Januar oder Februar tatsächlich „weitergeht“. Mit Sicherheit werden jedoch die Verträge von mindestens der Hälfte der rund 140 Honorarkräfte gekündigt. Er rechne in den kommenden Monaten zudem mit Umsatzeinbußen von mehr als einer Million Mark. „Wie es weitergeht“, meint DAA-Betriebsrat Peter Huckebrink, „weiß kein Mensch“. Es sei bereits im Gespräch, den Fortbildungsetat im kommenden Jahr um 15 bis 30 Prozent zu kürzen.