■ Atlanta braust
: Gewichtheben und Kohlrabischnitzeln

Sicherlich werden die Olympischen Spiele auch Auswirkungen auf die Jugend haben. So mancher junge Mensch wird nun eisern trainieren, um eines Tages mit einem Kloß im und einer Scheibe am Hals von einem Treppchen in die Kameras winken zu dürfen. Für uns jedoch, die wir nervös an der Zigarette ziehen, während Frankie Fredericks in die Startposition geht, für uns ist es zu spät. Selbst in albernste Sportarten können wir nicht mehr einsteigen. Beim Synchronschwimmen würden wir uns in einem tödlichen Knoten auf dem Boden des Beckens wiederfinden; mit dem Kleinkalibergewehr in der Hand würden wir von jeder Haftpflichtversicherung exkommuniziert. Nein, die ältere Generation – Frankie Fredericks ist „schon 28“, sagt der Reporter – ist zur Untätigkeit verdammt. Sie liegt vor dem Fernseher und guckt Gewichtheben. Gewichtheben gefällt. „Ha! Boah! Der wiegt mehr als doppelt soviel wie ich!“ Gewichtheben gefällt besonders Männern. Aber ist wirklich schon alles vorbei? Vielleicht doch nicht. In meiner Küche hat vor kurzem eine hochkonzentrierte gemischte Mannschaft überragende Ergebnisse im Kohlrabischnitzeln erzielt. Wahn-sinns-zeiten, sage ich nur. Nicht ein Fehlversuch. Kohlrabischnitzer und -schnitzel gleichermaßen in real good shape: Wir sind Weltklasse. Jetzt muß Kohlrabischnitzeln nur noch olympische Disziplin werden, so wie Beachvolleyball. Gold im Weißweintrinken haben wir übrigens schon. Carola Rönneburg