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: Gurke für 17 Mark

„Vom Hänseln und Greteln... Karl Dall – Eine Karriere“, Mittwoch, 21.45 Uhr, N 3

Von Karl Dall hat man nicht mehr viel gehört, seit Sat.1 seine Parterre-Show „Dall-As“ – eine Mischung aus Talkshow, Stammtischrunde und öffentlicher Hinrichtung – aus dem Programm genommen hat. Warum Dall dem Norddeutschen Rundfunk gerade heute ein Porträt wert war, erfuhr man erst gegen Ende des halbstündigen Films „Vom Hänseln und Greteln...“ Dall tritt mit einer neuen Show auf der Reperbahn auf, in der er Seemannslieder und Hans-Albers- Klassiker meuchelt.

Ein etwas schwacher Vorwand für einen Film, der eigentlich gar kein Porträt war, sondern zum größten Teil aus einem abgefilmten Auftritt bestand. Wer vergessen hat, wie tief unter der Gürtellinie manche deutschen Spaßmacher noch Humor finden, konnte hier seine Erinnerung auffrischen.

Ja, wenn jemand darüber lacht, dann spielt Dall auch Trompete auf einer Gieskanne. Ansonsten gab es einige kurze Aufnahmen von Dall in seiner grausam spießigen Wohnung, wo der Komiker sich offenbar vorzugsweise in der Hausbar (!) vor einer Fototapete (!!) vom New Yorker Times Square (!!!) aufhält, Whiskey trinkt und One-liner absondert. Unter anderem auch den einzigen kurzen Funken Selbsterkenntnis, der wirklich komisch war. Nach einem Blick in die Runde sage Dall: „ Ja, das habe ich mir alles..., nein, ,ersungen' kann ich nicht sagen. Ich kann ja gar nicht singen. Ich habe es mir erguckt.“

Dann noch schnell einen Ausschnitt aus einem alten Insterburg&Co-Auftritt dazwischengeschnitten, denen Dall in den siebziger Jahren als Prügelknabe diente, fertig ist die Chose. Dabei wäre es durchaus interessant gewesen, sich ein paar Gedanken über diese seltsam vermufften Humor aus Zoten, Kalauern und Spießerressentiments zu machen, der heute in Deutschland – als Die Doofen, RTL Samstagnacht, Stefan Raab et al – wieder zum Mainstream gehört. Aber Filmautor Harald Woyner begnügte sich mit Fragen wie: „Wann hat das erste Mal jemand über Sie gelacht?“ Muß die Hebamme gewesen sein, antwortete Dall.

Na ja, verschenkt, aber egal. Dafür bekamen wir wenigstens mal wieder den Witz von der Gurke für 17 Mark zu hören, die sich da befindet, wohin sich die Marktfrau die Tomaten für 25 Mark stecken kann. Bruhahahah. Tilman Baumgärtel