■ Vorschlag
: Heute beginnt der Vorverkauf für die Berliner Festwochen

Da sitzen sie friedlich nebeneinander in dem Journal der diesjährigen Berliner Festwochen und warten auf ihren Einsatz: Marianne mit der Phrygischen Mütze, zum Volkssturm bereit; und Germania, bald schon gewappnet als unbewegliche „Wacht am Rhein“. Die 46. Berliner Festwochen vom 2. bis 30. September sind Frankreich und Deutschland gewidmet: mit „den Wurzeln im 19. Jahrhundert, dem Impuls zur Jahrhundertwende und dann dem Neuen“, wie Ulrich Eckhardt, der Intendant, sein Programm locker zusammenbringt. Wie üblich ist die Ausstellung im Gropius-Bau thematischer Drehpunkt: „Marianne und Germania 1789-1889. Frankreich und Deutschland: Zwei Welten – Eine Revue“. Anthropomorphismus soll uns durchs 19. Jahrhundert der Nationalstaaterei führen – ob das gutgeht? Herangeschafft wurden auf jeden Fall „ganz wunderbare, einmalige und kostbare Objekte“, so die verantwortliche Ausstellungsmacherin Marie-Louise von Plessen.

Und was passiert rundherum? Bei der Musik sollte man vor allem auf die „Nachtstudios“ an den Wochenenden achten: Satie, George Antheil, Mauricio Kagel ... Für die Theater- und Literaturkooperationen hat das Hebbeltheater gesorgt: Viel Theater um den hundertjährigen Artaud; Bernard Pautrat hat Grabbes „Napoleon oder Die hundert Tage“ inszeniert, außerdem kommt das Théatre de Soleil. Der französisch-deutsche Literaturaustausch findet mit Vorlesungen aus Mme de Staäl, Heine, Büchner, Ernst Moritz Arndt statt. Das hört sich nicht so phantasievoll an, aber, mal seh'n, der verantwortliche Peter Krumme ist ein durchaus kluger Kopf.

Die Alte Nationalgalerie zeigt die Impressionistensammlung Hugo von Tschudis, der vor hundert Jahren Direktor der Berliner Nationalgalerie wurde, und zeichnet die Auseinandersetzungen nach, die seine Ankäufe der Manets, Cézannes, Van Goghs in Berlin provozierten. Im Podewil wird das Thema in Technophobie vs. Technophilie umgeschrieben; es gibt Vorträge von so feinen Leuten wie Marc Augé (“Ethnologie der Mobilität“), außerdem „als Klanginstallation“ einen Foucault-Vortrag am Collège de France über das griechische Verständnis der „techne“ im E-Werk. Mit anschließender Technoparty. Fritz v. Klinggräff

Infos: Berliner Festspiele, Budapester Str. 50. Tel. 254890