Spree auf neuem Kurs

■ Verlegung der Spree abgeschlossen. Neue Dämme dienen als Aufprallschutz

Die für die Tunnelbauarbeiten am Rande des Tiergartens notwendige Spreeverlegung ist abgeschlossen. Gestern wurden die letzten Dämme geschüttet. Das alte Spreebett wird nun zur Baugrube für Fern-, U-Bahn- und Straßentunnel. Die mehrere Kilometer langen Anlagen werden das künftige Parlaments- und Regierungsviertel am Reichstag unterqueren und bis hinter den Potsdamer Platz führen. Die Spree mußte auf 200 Metern Länge um 70 Meter nach Norden verlegt werden. Die Schiffe werden jetzt auf einem provisorischen Flußbett um die Baustelle herumgeleitet.

Die Aktion kostete nach Angaben des Geschäftsführers der Projektgesellschaft für Verkehrsanlagen im Zentralen Bereich, Dieter Mönnich, 25 Millionen Mark. Die Spree werde in eineinhalb bis zwei Jahren wieder in ihrem alten Bett fließen. Jetzt werden die Baugrubenwände niedergebracht und wie ein Kasten zusammengefügt. Dann beginnt der eigentliche Aushub der 100 Meter breiten, 95 Meter langen und 17 Meter tiefen Baugrube. Die Spree wird später nur etwa einen Meter über der Tunneldecke fließen. Die neue Nord-Süd-Bahn-Verbindung soll im Jahr 2002 in Betrieb genommen werden. Das gesamte Tunnelprojekt kostet über vier Milliarden Mark.

Zunächst werden die quer zum alten Flußbett aufgeschütteten Dämme befestigt. Wie auf der Autobahn sind an den Rändern des provisorischen Flußlaufs Leitplanken angebracht worden. Falls einmal ein Schiff vom Kurs abkommen sollte, verformen sie sich und mindern den Aufprall. Die Dämme sorgen für zusätzlichen Schutz. Bagger sind dabei, die Uferböschungen mit 1.500 Tonnen Steinen zu beschweren. 1.000 Quadratmeter Vlies sollen die Sandmassen zusammenhalten. „Wir sind mit der Terminplanung auf Kurs“, sagt Mönnich. Im November soll der gesamte Tunnelbau in Auftrag gegeben sein. Vor einer Woche wurde der Rohbau des neuen Lehrter Bahnhofs nördlich der Spree ausgeschrieben. „Mit der Baugrube haben wir schon begonnen.“ Eine Überraschung bereitete die kleine Schweizer Botschaft, die als einziges Haus in der riesigen Baustelle steht. „Sie hat eine flache Gründung und ist nicht, wie wir dachten, auf Pfählen abgestützt.“ Deshalb mußte die direkt an der östlichen Hauskante vorbeiführende Baugrubenwand umkonstruiert werden. dpa