Schützt Fische und Fischer!

Internationaler Fischereirat soll die Meeresindustrie vor sich selbst bewahren. Die ökologischen und damit ökonomischen Grenzen sind erreicht  ■ Von Nicola Liebert

Berlin (taz) – Meeresbiologen aus aller Welt haben am Donnerstag einen Weltfischereirat ins Leben gerufen. Die Gründung, mit der in der australischen Stadt Brisbane der 2. Weltfischereikongreß zu Ende ging, wurde von den USA, Japan, China, Australien und Norwegen unterstützt; mit dabei sein werden auch Vertreter Dänemarks und Mexikos.

Der Fischereirat, eine regierungsunabhängige Organisation, soll helfen, die bedrohten Bestände zu schützen, indem dort Erkenntnisse von Wissenschaftlern, Wirtschaft und Umweltschützern zusammengetragen und Empfehlungen erarbeitet werden. Auf dem Kongreß warnten mehrere Sprecher, daß 70 Prozent der Fischgründe schon überfischt oder kurz davor seien. Kaum ein Wirtschaftszweig ist deutlicher mit den ökologischen Grenzen der Ökonomie konfrontiert. Nach FAO-Angaben kosten Unterhalt und Betrieb der weltweiten Fischereiflotte – 1,2 Millionen große Schiffe – 124 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Jedoch ist der Fang lediglich 70 Milliarden Dollar wert. Die Differenz wird durch Subventionen finanziert, die vor allem in die Aufrüstung der Fischereiflotten fließen. Allein die EU gab 1990 dafür 580 Millionen Dollar aus.

Die Industrie leidet vor allem an der Verknappung der gewinnbringenden edlen Speisefische. Der Bestand des teuren Thunfischs im Golf von Mexiko ist nach Angaben des World Wide Fund for Nature (WWF) seit 1975 um 90 Prozent zurückgegangen. Fischgründe wie die Grand Banks vor Neufundland mit ehemals scheinbar unerschöpflichen Kabeljau- und Schellfischvorkommen sind inzwischen gesperrt, weil die Speisefische dort als „wirtschaftlich ausgestorben“ gelten.

„Wir müssen die Vorstellung überwinden, daß die Fischbestände allein die Fischereiindustrie etwas angehen“, begründet WWF- Meeresschützer Michel Sutton die Notwendigkeit eines besseren Meeresschutzes. Durch das industrielle Leerfischen der Meere werde auch zehn Millionen kleinen Fischern die Lebensgrundlage teilweise entzogen. Auch die Lebensmittelindustrie hat ein großes Interesse an nachhaltiger Fischereiwirtschaft.

Unilever, bekannt für seine Iglo-Fischstäbchen, hat schon seit einiger Zeit zusammen mit dem WWF die Einrichtung eines Rates zur Bewahrung der Meere gefordert. Der WWF, einer der Sponsoren des Fischereikongresses, an dem 900 Delegierte aus 55 Ländern teilnahmen, fordert vor allem internationale Mindeststandards für den Schutz von Fischgründen und eine Reduktion der Fischereisubventionen.