Im Hungerstreik

■ Nigerianische Flüchtlinge protestieren im Kirchenasyl gegen ihre Abschiebung

Hannover (taz) – Die 22 Flüchtlinge aus Nigeria, die aus Furcht vor der Abschiebung in die Militärdiktatur Kirchenasyl bei einer evangelischen Gemeinde gefunden haben, sind in den Hungerstreik getreten. Alle Flüchtlinge gehören der Exilorganisation nigerianischer Oppositioneller, der niedersächsischen Nigerian Association an. Sie verlangen einen Abschiebestopp für Nigeria. Mit dem Hungerstreik protestieren sie ebenfalls gegen die Zusammenarbeit niedersächsischer Behörden mit der Botschaft des Staates Nigeria, dem selbst das Auswärtige Amt „schwerste Menschrechtsverletzungen im staatlichen Repressionsapparat“ attestiert.

Zehn der Flüchtlinge sollten vergangenen Donnerstag von Hannover aus nach Bonn in die nigerianische Botschaft gefahren werden, wo sie vor der Ausstellung von Paßersatzpapieren durch Botschaftsangehörige befragt werden sollen. In der Befragung sieht die Nigerian Association den „Beginn der Deportation“. Auch der Bundesvorstand von amnesty international fürchtet, daß solche „Befragungen“ eine spätere „Verfolgung seitens des nigerianischen Staates auslösen können“.

Der Oberbürgermeister von Hannover, Herbert Schmalstieg, zeigte gestern bei einem Besuch der Hungerstreikenden Verständnis für die Ängste der Flüchtlinge. Er forderte das niedersächsische Innenministerium auf, angesichts der Menschenrechtsverletzungen in Nigeria beim Bund einen Abschiebestopp für das afrikanische Land zu beantragen.

Als inakzeptabel lehnten die Flüchtlinge am Donnerstag ein Angebot der Ausländerbehörden ab, keinen von ihnen bis zum 15. September abzuschieben, um ihnen so die Möglichkeit zur Weiterreise in ein drittes Land zu geben. Der Sprecher der Bezirksregierung hatte am Freitag dieses Angebot mit den Worten präzisiert: „Um ein Drittland, in das sie weiterreisen können, müssen sich die Betroffenen schon selbst kümmern.“ Jürgen Voges