■ Volleyball
: Kuba fürchtet eine Briefmarkenberühmtheit

Atlanta (taz) – Lang Ping ist eine berühmte Frau in China. Ihr Kopf ziert eine Briefmarke, ihre Hochzeit wurde live im Fernsehen übertragen. 1984 hatte sie China zum Olympiasieg geführt; seit 16 Monaten ist des Landes beste Volleyballspielerin aller Zeiten Nationaltrainerin. In dieser Zeit hat sie aus einem sehr guten Volleyballteam ein Spitzenteam gemacht. Erst im vierten Satz des Finales hatten sich die Kubanerinnen, seit Jahren dominierend im Frauen-Volleyball, auf die überraschenden Angriffe und geschickten Blocks der bis dahin ungeschlagenen Chinesinnen eingestellt. Es bedurfte allerdings einer überragenden Leistung von Kubas Starspielerin Mireya Luis, um das Match mit 14:16, 15:12, 17:16, 15:6 zu gewinnen.

„Eine beeindruckende Taktik“ hatte Eugenio George, seit 20 Jahren Kubas Coach, bei den Chinesinnen erkannt. Lang Ping ist die einzige Trainerin im Spitzenvolleyball, und ihre Spielerinnen wissen das zu schätzen. „Sie ist wie eine Schwester und Freundin für uns“, sagt Li Yan. „Sie hat mit uns über Solidarität, Einheit und Teamgeist geredet“, stellt Yue Sun heraus.

Den Akteurinnen macht ihr Sport offensichtlich großen Spaß. Nach jedem gewonnenen Punkt lachten sie sich schier kaputt, manchmal auch nach verlorenen. Am Ende waren sie dennoch tieftraurig. Doch Lang Ping glaubt an eine sonnige Zukunft: „Das Team ist jung und hat Potential. Es fehlt nur noch ein kleiner Schritt, aber der ist sehr schwierig.“ Die kubanische Vormacht bröckelt, wie Niederlagen gegen Brasilien und Rußland in der Vorrunde zeigten. „Das Niveau des Volleyballs hat sich verbessert“, sagt George, „in Barcelona standen wir ein kleines Stück über dem Rest, heute stehen China, Rußland, Brasilien, die USA und Kuba ein kleines Stück über dem Rest.“

Aber bald muß George wohl auf Mireya Luis verzichten. „Ich habe lange gespielt“, sagt die 1,75 m große Angreiferin mit der immensen Sprungkraft. „Für das Nationalteam ist es genug.“ Mehr Zeit für die Familie möchte sie haben, und, man staune, möglicherweise in einem anderen Land spielen. „Ich habe Angebote, aber nichts unterschrieben.“ Um die Zukunft des kubanischen Volleyballs ist ihr nicht bange: „Wir haben andere Spielerinnen, die mich ersetzen können.“ Im Finale gegen China war das nicht ersichtlich. Matti