■ Ausgebraust: Durch dick und dünn
Achtung! Am Ende der Spiele – Moral. Nach der großen Freude mit Arnim Basche und dem Doppeloxer also: „the big anprangern“ (Rote Armee Fraktion).
Deswegen wird hier eine Hantel gebrochen für Andrej Tschemerkin, den stärksten Mann der Erdkugel. 260 kg stieß der stämmige Stemmer – Weltrekord. Und, wird er gepriesen dafür? Nix da. Alle rufen Doping! Warum? Weil er einen Deutschen bezwungen hat. Weil er sich in Atlanta um einige Kilo gesteigert hat. Na und, mal dazwischengefragt, hat das der deutsche Herr Weller nicht auch?
Doch doch, hat er. Aber er ist nicht so dick! führen seine Verteidiger an: Tschemerkin hat in drei Jahren 40 Kilo zugenommen, ist doch nicht normal. Wollen's mal so sagen wie der Großessayist H. R.-H. aus München: Der Deutsche ist nicht dicker und nicht dünner als irgendwer, alles andere ist Rassismus. Richtig! Aber das muß auch für Russen gelten!
Die Wahrheit ist doch vielmehr (aber das schreibt wieder niemand, wegen der Tabakwarenindustrielobby und weil es nicht spektakulär genug ist), daß Tschemerkin vor drei Jahren mit dem Rauchen aufgehört hat. Jeden Tag 70 Fluppen der Marke Kropotnikij, und dann runter auf Null! Da würde selbst Müller-Westernhagen mopsig.
Und was, bitte, ist mit Michael Johnson? 19,32 Sekunden! Doping? Nö, „Fabelweltrekord“ (ARD). Aha, „the cold krieg“ (RAF) lebt. Großessayisten, an die Federn, anprangern, los! Harry Konopke
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