Zappa satt

■ Statt Biergarten: Schmankerl im Teleclub des Bayerischen Fernsehens

Für alle Daheimbleibenden (und für die Zurückgekehrten in den anderen Bundesländern) hat sich die Filmredaktion des Bayerischen Rundfunks etwas ausgedacht, was man ortsüblich gemeinhin als Schmankerl bezeichnet. Die ganze Ferienzeit über tobt jede Woche dienstags um 22.40 Uhr, wenn die Biergärten schließen, im bayerischen Dritten der „Musiksommer“. Heute abend gibt es zwei Musikfilme, die Rocklegenden gewidmet sind. „The Rolling Stones – Stripped“ von Jim Gable (USA 1995) zeigt die Antwort der Stones auf die „Unplugged“-Serie ihrer Kollegen: „One take, no overdubs“ war die Losung bei den Aufnahmen für das Album „Stripped“.

Der Film dokumentiert, wie und wo „Stripped“ entstanden ist. In einem Studio in Tokio nämlich wurden in relaxter Atmosphäre wunderschöne Versionen von „Wild Horses“ und des Klassikers „Spider and the Fly“ eingespielt. Dazu kommen Konzertmitschnitte aus kleinen Hallen wie dem „Paradiso“ in Amsterdam, dem Pariser „Olympia“ und der „Brixton Academy“ in London mit neuen und alten Songs wie „Angie“, „Like a Rolling Stone“ und „Dead Flowers“. Dazwischen schneidet Regisseur Grable kurze Interviews mit Jagger, Richards, Wood und einigen Rolling-Stones- Fans. Die schönste Szene aber zeigt Mick Jagger, wie er Keith Richards mitten in „Live with me“ mit einem Handtuch den Schweiß vom Gesicht tupft.

Nach „Stripped“ wird es dann „Live and Loud“: Gezeigt wird der Mitschnitt eines Konzerts von Nirvana, aufgenommen 1993 in Seattle, der Wiege des Grunge- Rocks, wenige Monate vor dem Selbstmord des Nirvana-Chefs Kurt Cobain.

Dagegen mutet „Boogie Woogie Dream“, ein Kurzspielfilm aus den USA von 1942 (Regie: Hans Burger, Buch: der österreichische Emigrant Karl Farkas), wie ein früher Vorbote des Videoclips an – eine musikalische wie cineastische Rarität. Lena Horne, der erste schwarze Star des Hollywoodkinos, träumt als Putzfrau in einem New Yorker Jazzclub von einem eigenen Auftritt als Sängerin, bei dem sie von Teddy Wilson und seinem Orchester begleitet wird. (6.8., 23.55 Uhr)

Eine eigene Art Premiere ist Ulrich Schramms Film „Frank Zappa – We Don't Mess Around“ von 1979. Das Zappa-Porträt des heutigen Sarajevo-Korrespondenten wurde damals vom BR böse zusammengeschnitten und nur im Kabelpilotprojekt gezeigt. So wild trieb es der legendäre Gründer der „Mothers of Invention“, als er einen Abend vor seinem Konzert im Circus Krone für Schramm eine Privatvorstellung gab, daß der Film fast in den Archiven des Bayerischen Fernsehens verstaubt wäre. Heute, 17 Jahre später, sind Zappas Provokationen ein Bonbon, mit dem eben dieser Sender (hoffentlich) Quote macht. (20.8., 22.40 Uhr).

Ein weiterer Film von Schramm – eine Dokumentation über B. B. King – wird zusammen mit einem preisgekrönten Dokumentarfilm des Norwegers Jan Horne über Charlie Parker am 13.8. gezeigt. Thomas Pampuch

Das gesamte Programm des BR- Musiksommers auf B3:

30.7., 22.40 Uhr: „The Rolling Stones – Stripped“, 23.35 Uhr: „Nirvana – Live and Loud“; 6.8., 22.40 Uhr: „My Name is Maceo“, 23.55 Uhr: „Boogie Woogie Dream“ (USA 1942); 13.8., 22.40 Uhr: „The Bird: Charlie Parker“, 23.35 Uhr: „B.B. King – Nothing But the Blues“; 20.8., 22.40 Uhr: „Frank Zappa – We Don't Mess Around“, 23.40 Uhr: „Eric Burdon and The Animals“; 27.8., 22.40 Uhr: „Joe Cocker – Have a Little Faith“; 27.8., 23.35 Uhr: „What's Up – Das Barbara Deinerlein Quartett“; 3.9., 22.40 Uhr: „The Kids Are Alright – The Who“; 10.9., 22.40 Uhr: „Twist“, 23.55 Uhr: „Yardbirds“.