Unterm Strich

Am Samstag noch konnte man auf diesen schönen Seiten lesen, daß die „Schaustelle Berlin“ als Berliner Kulturprojekt jedes Wochenende etwa 4.000 Menschen anlockt. Angeblich vergnügen sich diese Massen an Besichtigungen, Rundgängen und Rundfahrten rund um die Großbaustellen im Stadtraum, wie Volker Hassemer als Geschäftsführer von „Partner für Berlin“ auf Pressekonferenzen gerne mitteilt. Und dann steht es schwupps in der Zeitung.

Wenn man allerdings nachrechnet, ergibt sich pro Baugrube und Ereignis ein Schnitt von vielleicht 15 Leutchen – und das auch noch über zwei Tage verteilt, was bei einem vollen Tagesablauf Pi mal Daumen zirka 0,5 Publikum ausmacht. Genaugenommen also schaut niemand hin. Dafür wiederum gibt es Belege: Am Wochenende stand ein einsamer Russe zwischen vier Büdchen und sang gegen den Bratwurstmief an. Stauen dagegen tun sich die Menschen morgens direkt hier am U-Bahnhof Kochstraße. Und da wird nicht über Schaustellen geredet, sondern auf den Maulwurf geflucht: „Das hier ist das Chaos, und nicht Hannover“, meinte eben noch ein Rentner im Dralon-Hemd und sah dabei wie ein grauer Elvis aus.

Israel hat Ägypten kostenlose Hilfe bei der Restaurierung von historisch wertvollen Gebäuden angeboten. An erster Stelle stünden die Synagoge in Kairo und der Tempel von Abu Haserah in dem westlich vom Nildelta gelegenen Damanhur. Ein entsprechendes Angebot habe der neue israelische Außenminister David Levy seinem ägyptischen Amtskollegen Amre Mussa unterbreitet, schreibt die in Kairo erscheinende Tageszeitung The Egyptian Gazette in ihrer Sonntagsausgabe. Darüber hinaus habe Israel auch Interesse an Ausgrabungen in Oberägypten und in den westägyptischen Oasen angemeldet. Israelische Archäologen hatten erstmals nach dem Camp-David-Friedensabkommen mit Ägypten im Jahre 1979 an Ausgrabungen amerikanischer und britischer Kollegen im Süden der Sinai-Halbinsel in Sakkara und in Oberägypten teilgenommen. Pro Jahr graben in Ägypten zwischen 250 und 270 Expeditionen.

Einen Preis zur Förderung der Buchkultur hat das Freiburger Antiquariat Peter Uhl aus Anlaß seines fünfzehnjährigen Bestehens gestiftet. Die mit 10.000 Mark dotierte Auszeichnung, um die sich Personen, Gruppen und Institutionen bewerben können, ist

für Buchbinder, Illustratoren, Schriftkünstler und Verleger gedacht, die „anspruchsvolle und schöne Bücher herstellen“ (dpa). Die Bewerbungsunterlagen sollten nach Angaben des Antiquariats aus einer Selbstdarstellung und entsprechenden Anlagen bestehen. Die Preisverleihung findet am 3. November statt (Antiquariat Peter Uhl, Werthmannplatz 2, 79098 Freiburg/B.).

Die Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer am 5. September 1977 und die Folgen werden jetzt als Fernseh-Dokumentarspiel verfilmt. Heinrich Breloer, der für seine Filme über die Barschel- und Coop-Affäre oder den Rücktritt Willy Brandts Auszeichnungen erhielt, hat mit den Dreharbeiten für einen Zweiteiler über den sogenannten heißen Herbst begonnen, wie die Zeitung des Westdeutschen Rundfunks Print berichtete. Produziert wird „Das Todesspiel“ vom WDR in Zusammenarbeit mit dem NDR. Darin werden auch die Flugzeugentführung der „Landshut“ nach Mogadischu und die Selbstmorde der drei Häftlinge der Roten Armee Fraktion eine Rolle spielen. Nach WDR- Angaben wird das Projekt mit 2,5 Millionen Mark aus der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen unterstützt.

Mick Jagger möchte sich offenbar auch ins Filmgeschäft einmischen. Den 53jährigen ziehe es nach Hollywood, und zwar als Produzent, berichtete am Sonntag die britische Sunday Times. Angeblich schweben ihm Filmproduktionen mit Kosten von 500 Millionen Mark vor, was sich wahrscheinlich nicht mit den Einkünften der Rolling Stones verrechnen läßt. Insgesamt möchte Jagger 13 Filme über die nächsten fünf Jahre drehen, darunter eine Liebesgeschichte über Che Guevara mit dem Schauspieler Antonio Banderas. Andere Projekte, die den Rockstar nach Angaben des Blattes faszinieren, sind ein Thriller nach dem Roman „Enigma“ von Robert Harris, für den Jagger schon die Rechte erworben hat, und die Lebensgeschichte des Dichters Dylan Thomas.

Der kanadische Cirque du Soleil will im Jahr 2000 in Berlin sein erstes festes Theater in Europa beziehen. Der Architektenentwurf für das Theater in einem Immobilenkomplex am Leipziger Platz sei bereits fertig, sagte Andreas Sucker von Cirque du Soleil am Montag. Wunschdatum für die erste Show im neuen Haus sei der 31. Dezember 2000. Der Cirque du Soleil tourt mit seiner Show „Saltimbanco“ derzeit durch verschiedene europäische Städte. In Berlin werde mit Künstlern aus aller Welt dann „ein völlig neues Programm präsentiert“, sagte Sucker. Die Show werde zunächst 15 Jahre lang ausschließlich in der deutschen Hauptstadt gezeigt. Am Leipziger Platz soll auf dem 27.000 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen Warenhauses Wertheim eine „Erlebnis- und Einkaufswelt“ mit Ladenpassagen, Wohnungen, einem Hotel und Restaurants entstehen.