Wirtschaftssanktionen treffen Burundi hart

■ Nachdem Tansania die Grenze schließt, wird das Benzin in Bujumbura knapp

Berlin (taz) – Die ersten Tankstellen in der burundischen Hauptstadt Bujumbura sind schon geschlossen, und die neue Regierung denkt über eine Benzinrationierung nach, während sich gleich hinter der Grenze zu Tansania die Tanklastwagen stauen: Mit der Inkraftsetzung der vergangene Woche von den ostafrikanischen Staaten beschlossenen Wirtschaftssanktionen gegen das neue burundische Militärregime von Major Pierre Buyoya ist schlagartig deutlich geworden, wie verwundbar das kleine Land am Tanganjikasee ist. Weder Lastwagen noch Frachtflugzeuge, noch Schiffe läßt der große Nachbar Tansania mehr nach Burundi. Die einzigen Landwege in die Außenwelt führen jetzt Richtung Norden nach Ruanda oder Richtung Westen nach Zaire. Beide durchqueren aber extrem unsichere Gebiete, wo die burundischen Hutu-Rebellen sehr aktiv sind und mit ihren systematischen Angriffen auf Konvois aller Art bereits ihre eigene Art von Wirtschaftsblockade gegen die burundische Hauptstadt durchführen.

Burundi ist wirtschaftlich von den Häfen Daressalam in Tansania und Mombasa in Kenia abhängig. Über diese beiden wichtigsten Häfen Ostafrikas gehen die Exporte von Kaffee und Tee, die zusammen 90 Prozent der burundischen Exporteinnahmen ausmachen – Hauptabnehmer sind die USA und Deutschland. Der Weg nach Tansania ist kürzer, aber aufgrund des Zustands des tansanischen Straßen- und Eisenbahnnetzes beschwerlicher als der lange Umweg über Ruanda und Uganda nach Kenia, der dafür über drei bürokratische Staatsgrenzen führt statt einer. In der umgekehrten Richtung kommt aus Daressalam und Mombasa oder auch aus tansanischen Binnenhäfen am Tanganjikasee vor allem Öl und Treibstoff nach Burundi, das keine eigenen fossilen Brennstoffe besitzt. Das Land ist also wirtschaftlich leicht von seinen Nachbarn zu strangulieren, während es selbst für die Ökonomie der Nachbarländer kaum ins Gewicht fällt.

Dies war auch die Überlegung von Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda, Äthiopien und Zaire auf ihrem Gipfeltreffen am vergangenen Mittwoch, als sie beschlossen, zum Ausdruck ihres Unmuts über den Militärputsch in Burundi lieber zum Mittel der Wirtschaftsblockade zu greifen als zu dem einer Militärintervention. Details wollte der tansanische Burundi-Vermittler Julius Nyerere demnächst in regionalen Gesprächen klären. Doch funktionieren die Absprachen offenbar schlecht: Während Ruanda, das wie Burundi von Tutsi beherrscht wird, nach dem Gipfel sagte, die Sanktionen würden erst „in zwei bis drei Wochen“ in Kraft treten, um dem neuen Machthaber eine Chance zu geben, ist Tansania jetzt vorgeprescht.

Welche Auswirkungen das Embargo haben wird, bleibt abzuwarten. Belgiens Außenminister Erik Derycke sagte letzte Woche, die Sanktionen könnten Burundi in wenigen Tagen zugrunde richten und zu neuer Gewalt führen. Problematisch ist, daß die Bevölkerung, insbesondere in der Hauptstadt, mehr von Importen – vor allem von Treibstoff und Lebensmitteln – abhängig ist als die Regierung, die 40 Prozent ihrer Einnahmen aus einer Biersteuer erzielt und die für dieses Jahr mit einer höheren Kaffee-Ernte rechnet. Burundis Verteidigungsminister Firmin Sinyohebiza nannte bereits das Embargo „hart, aber keine Katastrophe“. Dominic Johnson