Benjamin Netanjahu will mit Syrien verhandeln

■ Bei seinem ersten offiziellen Jordanienbesuch lobt Israels Regierungschef König Hussein. Er braucht den Monarchen, um einen palästinensischen Staat zu verhindern

Tel Aviv (taz) – Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat gestern in Jordanien den Friedenswillen seiner Regierung bekräftigt und sich für die Wiederaufnahme der Friedensverhandlungen mit Syrien ausgesprochen. „Ich will Frieden mit der gesamten arabischen Welt“, sagte Netanjahu nach einem Treffen mit Jordaniens König Hussein in Amman. „Wir sind bereit, Friedensverhandlungen mit Syrien über alle offenen Fragen zu führen“, sagte er weiter. Des weiteren kündigte er an, die Absperrung des Westjordanlandes und des Gaza-Streifens für palästinensische Arbeiter zu lockern.

Bei einer Pressekonferenz hob Netanjahu die Rolle des jordanischen Königs bei der Verwaltung der den Muslimen heiligen Stätten in Ost-Jerusalem hervor. Dies und die neuen Siedlungstendenzen der Regierung sowie die Tatsache, daß sich Netanjahu bisher geweigert hat, mit PLO-Chef Jassir Arafat zusammenzukommen, weisen darauf hin, daß kaum Aussichten darauf bestehen, daß die Verhandlungen mit den Palästinensern bald zu Resultaten führen werden.

Die Jerusalem Post berichtet, Netanjahu sei „intensiv daran interessiert, enge Bande mit König Hussein zu entwickeln. Er glaubt an eine gemeinsame strategische Konvergenz der beiden Länder, die beide verhindern wollen, daß sich eine palästinensische Autonomie in einem unabhängigen palästinensischen Staat entwickelt.“

König Hussein berichtete Netanjahu auch über seinen Besuch bei dem syrischen Präsidenten Hafis al-Assad am vergangenen Samstag. Die israelische Regierung plant jedoch nicht, den jordanischen König als einen Vermittler in das israelisch-syrische Verhältnis einzubeziehen. In Amman wird man jedoch erfreut darüber sein, daß der israelische Ministerpräsident gerade anläßlich seines Besuchs bekanntgab, daß Israel zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit Syrien bereit ist. Ein Abkommen über den Südlibanon könnte als gute Grundlage für Verhandlungen mit Syrien dienen, erklärte Netanjahu in Amman. Netanjahu versprach, die zahlreichen Wirtschaftsabkommen, die Israel im Zuge des Friedenspakts mit Jordanien vor zwei Jahren abgeschlossen hat, in Zukunft auch zu erfüllen. Jordanien mit einem jährlichen Wasserdefizit von ungefähr 300 Millionen Kubikmetern beklagt vor allem die Nichteinhaltung eines Abkommens, in dem sich Israel verpflichtet hat, den Nachbarn jährlich mit 50 Millionen Kubikmetern Wasser zu versorgen. Schon zu Zeiten der Regierung Peres hatte sich Jordanien wiederholt darüber beschwert, daß ihm die Ernte der zugesagten „Früchte des Friedens“ bisher versagt werden. Amos Wollin