Helferlein im Alltag

Ein Fachgeschäft in der Vorstadt hat sich auf die Wünsche der reiferen Jugend spezialisiert  ■ Von Knut Henkel

Wieder mal die Klingel nicht gehört oder den Hausschlüssel unwiederfindbar verlegt? Solche alltäglichen Kleinigkeiten können im Alter ziemlich lästig werden. Dabei gibt es doch Klingeln, die für Schwerhörige blitzen statt läuten, oder Schlüsselanhänger, die piepen, wenn man sie ruft. „Bei uns können die KundInnen die Produkte erstmal zu Hause ausprobieren“, sagt Florian Wenckstern, der vor drei Monaten gleich um die Ecke beim Rissener Bahnhof, zwischen einem Sonnenstudio und einem Cafe gelegen, sein Fachgeschäft „50 plus“ eröffnet. Der Senioren-Shop versammelt ein für Hamburg neues Angebot mit allem, was die reife Generation in den Regalen anderer Kaufhäuser vermißt. Zu den Klassikern zählt das Telefon mit den extra großen Tasten oder der Einkaufswagen mit integriertem Klappstuhl für die kleine Pause in der Schlange an der Kasse. Neben „Blitzlicht-Klingeln“ gibt es Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiele mit extra großen Spielfiguren, Fernsehlupen oder Bücher im Großdruck.

Auf die Idee, das Fachgeschäft für die speziellen Bedürfnisse der Über-Fünfzigjährigen zu eröffnen, kam Wenckstern durch seine Arbeit im „Seniorensitz an der Elbe“, den er seit mehreren Jahren leitet. Hier erfuhr der 38jährige, „was ältere Menschen gerne hätten und brauchen, wovon sie aber leider nicht wissen, woher sie es denn kriegen sollen. Oft wissen sie nicht einmal, daß es dieses oder jenes gibt, was das Leben erleichtern könnte.“

In diese Marktlücke ist nun der ausgebildete Altenpfleger vorgestoßen. Er treibt – fast – alles auf, was die Kundin oder der Kunde wünscht. „Das kann ein spezielles Pflegebett sein, was wir dann direkt vom Werk nach Hause liefern lassen, oder auch ein einfacher Strohhut, den ein Senior neulich kaufen wollte. Da bin ich ins nächste Geschäft und habe das gewünschte Modell besorgt.“

Seine hilfreichen Produkte bezieht er überwiegend aus Schweden, England oder Spanien und weniger aus Deutschland. „Allein die Behindertenwerkstätten bauen das eine oder andere nach unseren Vorstellungen um, ansonsten gibt es für uns kaum etwas Interessantes auf dem deutschen Markt. Hier wird erst bei großer Nachfrage produziert“, sagt Wenckstern, der viele Messen besucht, um stets die neuesten Helferlein im Angebot zu haben. Auch für reiselustige SeniorInnen hat der Jungunternehmer spezielle Angebote. Und über die Organisation von häuslicher oder Heimpflege informiert er einmal in der Woche bei der Pflegeberatung.

Wer nicht mehr besonders gut zu Fuß ist, kann sich einen Versandkatalog nach Hause schicken lassen. Interessenten gibt es über Rissen hinaus. „Immer mehr Kunden kommen aus dem Hamburger Umland, bis Flensburg rauf hat es sich rumgesprochen, daß es uns gibt“, erzählt Marie-Louise König. Die in der Altenpflege erfahrene Krankenschwester berät und verkauft nun kompetent im 50 plus.

„Vielleicht können wir irgendwann auch einen zweiten Laden, mehr im Zentrum von Hamburg, aufmachen“, hofft derweil Florian Wenckstern. Bedarf dürfte genügend vorhanden sein.

„50 plus“, Am Rissener Bahnhof 16d,