BVG-Busse nur noch mit Rampe

■ Hubliftplattform für Rollstuhlfahrer wird Auslaufmodell

Rollstuhlfahrer werden beim Einstieg in Busse der BVG künftig auf den Busfahrer angewiesen sein. Die Fahrer sollen bei Bedarf am vorderen Einstieg eine Rampe auslegen, die die 32 Zentimeter Abstand zwischen Fahrbahn und Bus überbrückt. Denn die BVG will keine weiteren Busse mit Hubliftplattform bestellen. Wie BVG- Pressesprecher Klaus Wazlak gestern bestätigte, hat das Verkehrsunternehmen vor zwei Wochen einen Auftrag über 150 Hubliftplatformen storniert.

Die Hebebühnen seien „sehr störanfällig“ und „ständig kaputt“ gewesen, so Wazlaks Begründung. „Meistens hat es schon beim Rausfahren gehakt.“ Rollsplit oder Schmutz hätten die ausfahrbaren Hebebühnen funktionsuntüchtig gemacht. Bei einem Preis von jeweils 24.000 Mark spart die BVG immerhin 3,6 Millionen Mark.

Der „Spontanzusammenschluß Mobilität für Behinderte“ hat Protest eingelegt: „Wir wollen nicht auf den guten Willen der Busfahrer angwiesen sein“, hieß es in einer Erklärung. Die Hubliftplattform, die Rollstuhlfahrern einen selbständigen Zugang in den Bus ermöglicht, war 1989 vom rot-grünen Senat durchgesetzt worden. Die BVG habe sich damit nie anfreunden können. Die Störanfälligkeit sei nur ein Vorwand, um die Hebebühne abwickeln zu können, erklärte Michael Eggert vom Spontanzusammenschluß.

Dies bestätigte auch ein Vertreter der Herstellerfirma, der nicht genannt werden wollte: „Die BVG ist politisch gezwungen worden, die Hebebühne einzuführen. Die wollten die nie haben und haben immer versucht, die wieder loszuwerden.“ Auf die Beschwerden aus Berlin habe man mit einem Wartungsangebot reagiert, nicht zuletzt, um die Störungen zwecks technischer Verbesserungen auszuwerten. Doch das Angebot, alle Ausfälle sieben Tage in der Woche innerhalb von 48 Stunden zu beheben, habe die BVG ausgeschlagen. Die Wartung der Anlagen sei von BVG-Technikern durchgeführt worden.

Auch die Bremer Straßenbahn AG kommt bei der Bewertung der Hubplattform zu einem anderen Ergebnis: „Die Hubplattform hat sich insgesamt bewährt, was nicht heißt, daß sie nicht noch verbesserungsfähig wäre“, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dem Spontanzusammenschluß. Man werde auch weiterhin alle neuen Fahrzeuge mit Hubliften bestellen.

Die Herstellerfirma, die bis Ende 1995 zu MBB und damit zum Daimler-Benz-Konzern gehörte, hat die Hebebühnen 1989 neu entwickelt. „Es gab in der ersten Generation einige Probleme“, räumt Ingo Boost ein. Man habe versucht, diese gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen zu lösen. Um die Hebebühnen besser vor Schmutz zu schützen, seien sie jetzt mit einer Klappe versehen worden. Seit 1989 seien rund 1.600 Hebebühnen gebaut worden. Zu den Kunden gehörten Verkehrsbetriebe aus Frankfurt/Main, München, Oldenburg, Bremen, Heidelberg und Düsseldorf. Dorothee Winden