Unterm Strich

Die Schriftstellerin Christa Reinig, die vor allem mit der „Ballade vom blutigen Bomme“ und dem Roman „Entmannung“ einem breiteren Publikum bekannt wurde, ist gestern 70 Jahre alt geworden. Die gebürtige Berlinerin veröffentlichte bereits Ende der 40er Jahre erste Gedichte, die durch humorige Schnoddrigkeit auffielen. Ihre Debüt-Erzählung „Ein Fischerdorf“ erschien 1946. Mit den Kulturverantwortlichen in der ehemaligen DDR bekam Christa Reinig früh Probleme, weil sie sich nicht in die Schablone des „sozialistischen Realismus“ pressen lassen wollte. 1964 nutzte die Autorin eine Ausreisegenehmigung für die Entgegennahme des Bremer Literaturpreises dazu, in der Bundesrepublik zu bleiben. 1993 erhielt sie den Literaturpreis der niedersächsischen Stadt Bad Gandersheim. Ulla Hahn lobte damals bei der Preisverleihung Reinigs „Mut und Kraft zu immer neuen Aus-, Ab- und Aufbrüchen“. Die Feministin sei stets „eine Dichterin des Aufbruchs“ geblieben. Neben Erzählungen und Gedichtbänden wie „Müßiggang ist aller Liebe Anfang“ und dem ersten Roman „Die himmlische und die irdische Geometrie“ trat die mit dem Bundesverdienstkreuz Geehrte auch als Übersetzerin von russischen Werken hervor. Schon vor über zehn Jahren wollte Christa Reinig schon einmal mit dem Schreiben aufhören, doch immer wieder hätten sich neue Sichtweisen für sie ergeben – und damit neue Inhalte für ihre Bücher. Christa Reinig hat sich nach eigenen Angaben das Schreiben erarbeitet und war zuvor in vielen Berufen zu Hause. In armen Verhältnissen aufgewachsen, wurde sie im Zweiten Weltkrieg als Fabrikarbeiterin eingesetzt und stand später als Blumenbinderin am Berliner Alexanderplatz. Nach dem in Abendkursen nachgeholten Abitur studierte Reinig an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin Kunstgeschichte und Archäologie. Von 1957 bis Anfang 1964 war sie wissenschaftliche Assistentin am Märkischen Museum.

Der 28 Jahre alte österreichische Komponist Wolfram Schurig hat den Plöner Hindemith-Preis erhalten. Die schleswig-holsteinische Kulturministerin Gisela Böhrk überreichte die mit 25.000 Mark dotierte Auszeichnung im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals am Sonntag abend im Kieler Schloß. An dem Festival teilnehmen darf Schurig allerdings erst im nächsten Jahr.