Mehr Gewinn als Umweltbank

Die Nürnberger Umweltbank will ökologische Geldanlage mit Gewinnorientierung verbinden. Zulassungsantrag liegt entscheidungsreif vor  ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler

Vor dem Haus ein leuchtendrotes Solarmobil, drinnen alle Büromöbel aus Holz, die Einrichtungsgegenstände voll recyclingfähig und der Teppichboden aus Naturfaser. Schon rein äußerlich will der Nürnberger Jungbanker Horst Popp (38) signalisieren, wo es langgeht. „Umweltschutz ist machbar und rentabel“, lautet seine Devise. Mit seiner Umweltbank am Nürnberger Innenstadtring will er die „große Lücke zwischen Deutscher Bank und Ökobank“ schließen und umweltbewußte Geldanleger umwerben. Der Antrag auf Zulassung der neuen Bank liegt inzwischen dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen zur Entscheidung vor.

Vor zwei Jahren scheiterte der erste Anlauf des ehrgeizigen Diplomkaufmanns. Popp bekam die erforderlichen zehn Millionen Mark Kapital nicht zusammen, sein kompletter Aufsichtsrat trat zurück.

Dann aber tat er sich mit erfahrenen Profis der Quelle-Bank und der Luxemburger Lampebank zusammen und trennte sich von einer zwielichtigen Münchener Vertriebsfirma. Seither konnte er mehr als 1.400 Anleger aus dem ganzen Bundesgebiet davon überzeugen, daß die „Zeit reif“ für eine Umweltbank sei. Bisher kamen 21 Millionen Mark durch Aktienzeichnungen und stille Beteiligungen zusammen.

Als Direktbank ohne kostenintensive Zweigstellen will sich die Umweltbank nach der Zulassung auf „gängige, sichere und erprobte Anlagen im ökologischen Bereich“ konzentrieren. „Zukunftsweisende Umwelttechnologien in chancenreichen Sektoren“ will man finanzieren. Dazu zählen Wind- und Wasserkraft, Solarenergie, Blockheizkraftwerke, Niedrigenergiebauweise und ökologischer Landbau. „Ökologie darf Rendite nicht ausschließen, sonst sind keine breiten Anlegerkreise für ökologisch orientierte Investitionen zu gewinnen“, betont Popp, dessen 20köpfiges Telefonteam inzwischen täglich fast 200 Interessenten Rede und Antwort steht.

„Unsere Kunden profitieren ideell durch den Beitrag zur Erhaltung der Umwelt und in Form hoher, solider Renditen“, preist er seine Umweltbank an und verspricht den Anlegern satte Gewinne. Die Aktie soll laut Emissionsprospekt im Zehnjahresschnitt eine Rendite von 17,05 Prozent erzielen.

Im Jahr 2005 will die Umweltbank dann 51 Millionen Mark Gewinn ausweisen. Den stillen Gesellschaftern, die die Vorlaufkosten von 12,5 Millionen Mark aufbringen sollen, stellt man bei einer Verlustzuweisung von 100 Prozent einen durchschnittlichen Ertrag von 13,65 Prozent für ihr Geld in Aussicht.

Genau diese Margen bringen die Kritiker auf den Plan. Sie werfen dem Nürnberger ein „modifiziertes Schneeballsystem“ vor und halten die Prognosen für völlig aus der Luft gegriffen. Immerhin benötigte die Frankfurter Ökobank fünf Jahre, um den ersten Gewinn zu erwirtschaften, und sieben Jahre für eine Bilanzsumme von 220 Millionen Mark.

Die Umweltbank will schon im ersten Jahr schwarze Zahlen schreiben und neun Jahre später 1,02 Milliarden Mark als Bilanzsumme ausweisen.

„Wir reden ausdrücklich von Erwartungen“, verteidigt sich Popp. Mit einem Werbeetat von acht Millionen Mark will er die 80 Prozent der Bundesbürger, die sich nach einer Emnid-Umfrage für umweltbewußt halten, und die 20 Prozent der Anleger, die bei gleichen Konditionen eine ökologische Geldanlage bevorzugen würden, für sich gewinnen: summa summarum also 15 Millionen rendite- und umweltbewußte Geldanleger. Doch der Markt ist bereits jetzt hart umkämpft. Angebote von Ökosparbüchern, Öko-Lebens- und Rentenversicherungen, Umweltanleihen oder Öko-Immobilien sind keine Seltenheit mehr.

Mit der Frankfurter Ökobank will sich die Umweltbank nicht vergleichen lassen. Von 1992 bis 1994 saß Popp dort im Vorstand. Dann kehrte er den „TurnschuhbankerInnen“ den Rücken. Er vermißte die Gewinnorientierung. Deshalb gibt es bei seiner Umweltbank künftig Umweltsparbuch und -brief mit konkurrenzfähigen Zinsen gegenüber herkömmlichen Banken, aber keine Fördersparbriefe. Dank eines Zinsverzichts der Anleger könnte damit den Projekten billiges Geld angeboten werden. Auch auf risikoreiche Anlagen oder die Ausweitung in andere Sparten wie Frauen-, Dritte- Welt-, Psychiatrie- oder selbstverwaltete Projekte will Popp verzichten. Mit diesem Konzept soll die Umweltbank „Marktführer im ganzen Umweltbereich“ werden.

„Wir haben nichts dagegen, daß noch eine weitere Ökobank auf den Markt geht“, gibt sich Jutta Gelbrich, Pressesprecherin der Frankfurter Ökobank, gelassen. Sie hält den Nürnberger Neuling für eine „ganz normale Bank“. Viele Banken hätten inzwischen die Umwelttechnik als Wachstumsmarkt erkannt. Ökologie sei aber mehr als nur die Unterlassung von Umweltschädigung. Ökologisch bedeute eben auch sozialverträglich, demokratisch und transparente Strukturen. Die Ökobank will sich auf keinen Wettstreit mit der Umweltbank einlassen, das wäre „Harakiri“. Außerdem, so Gelbrich, drücke man den Nürnberger Newcomern die Daumen, denn ein Scheitern falle „auf die gesamte Branche zurück“.

An ein Scheitern denkt Popp nicht. Er hofft bereits in wenigen Wochen das Kürzel „i. G.“ (in Gründung) durch ein stolzes AG ersetzen zu können. Wenn das geschafft ist, soll es richtig losgehen. Zusammen mit seiner Frau Sabine Maier-Popp will sich Popp seine Pionierarbeit honorieren lassen. Für „Markenrechte“ wollen sich die beiden dann jährlich 0,02 Prozent der Bilanzsumme auszahlen.