Die Chimäre der Ehrlichkeit

■ Das Quartett Surrender Dorothy mit Kompromissen

Von Echtheit und Ehrlichkeit ist bei Surrender Dorothy gern die Rede. Der Chimäre der Authentizität jagt das Quartett aus Toronto atemlos und ungebrochen hinterher. Als ob nicht schon Verwertungszusammenhänge die plane Umsetzung von Leben in Klänge fragwürdig erscheinen lassen und selbst die verbliebenen Prediger der Authentizität aus dem Grunge längst zu Inszenierungen übergehen, wenn sie von Platte zu Platte auch am Outfit modellieren.

Dabei machen Surrender Dorothy, wenn auch zur falschen Zeit, eigentlich einiges richtig. Auf ihrem Debut Serum, das zunächst nur in einer Auflage von 1200 erschien, schwingt sich die langhaarige Sängerin mit dem orthographisch abenteuerlichen Namen Rehgina zu kraftvollem Pathos auf, der über dem von Rockschienen durchfurchten Grunge der Begleitmannen kreuzt. Es geht um Einsamkeit, Gefängnisse, Dilemmas und was es sonst noch alles an beliebten Topoi der leidenden Jugendlichkeit gibt.

Und doch will keine rechte Begeisterung aufkommen. Das liegt neben der Unzeit auch an dem von faulen Kompromissen gezeichneten Debutalbum, denn Surrender Dorothy machen auch vor grauseligen Balladen keinen Halt. Dennoch kann man bei Rehgina dem im männerdominierten Underground verbreiteten Impuls folgen, eine schöne Frau auf der Bühne anzuhimmeln. vom

Mo, 12. August, 21 Uhr, Marquee