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: Auch Männer mögen's heiß

Ironie im Kino ist schon immer das Visum für verbotenes oder aus anderen Gründen unmögliches Terrain gewesen. Denn mit einer ironischen Überhöhung ausgestattet ist es schwer, einen Film anzugreifen. Der Kritik wird mit dem Hinweis auf den ironischen Bruch entgegengetreten, der den Film einem ernsten Blick entreißen soll. Weil Ironie als Mittel aber weder direkt an Geisteshaltung noch an Talent gekoppelt ist, kann man mit ihr auch böse Überraschungen erleben. Nicht immer aber sind sie so ärgerlich wie From Dusk Till Dawn, wo sich innerhalb und unter dem Deckmantel einer großen ironischen Klammer alte Männerphantasien ungeniert ausleben können.

Ein Beispiel dafür ist auch Auch Männer mögen's heiß. Denn wenn einem die Klischees über Schwule versus Heteros eigentlich schon aus den Ohren herauskommen, braucht es einfach an den richtigen Stellen etwas augenzwinkernd selbstironische Übertreibung, und schon scheint nichts mehr zu abgegriffen. Die Geschichte von Gabriel Aghions Beziehungskomödie über den schwulen Banker Adrien (Patrick Timsit), seine heterosexuelle Lebensgefährtin Éva (Fanny Ardant), die eine berühmte Pariser Schwulenbar leitet, und den Schwulenhasser Alexandre (Richard Berry), Adriens Chef, lohnt eigentlich kaum zu erzählen. Wer einmal eine Verwechslungskomödie gesehen hat, den wird hier wenig überraschen. Schwule tarnen sich in der Businesswelt – wenn das der Chef wüßte!

Hinzu kommen die genauso vorhersehbaren amourösen Verwicklungen. Natürlich verliebt sich der stockkonservative Alexandre in Éva, was ihn gezwungenermaßen ins Schwulenmilieu zwingt und den nächsten Verwechslungsreigen beschert. Homosexuelle werden in traditionsbewußter Manier mit heterosexuellen Klischees getauscht. Vergleichsweise schwer zu glauben sind dagegen die zwischen den Pointen gesäten „echten“ Probleme und Lebensweisheiten als poetische Beweise einer Tiefe der Figuren, die Auch Männer mögen's heiß mehr als nur platten Komödienstatus garantieren soll.

Dafür ist zumeist Éva zuständig, die etwa „Lieben heißt, die Schwächeren zu tolerieren!“ philosophastert oder mit Alexandre Dialoge führt wie: „Mögen Sie die Poesie?“ – „Fragen Sie mich, ob ich die Liebe mag? Sie erinnern mich an jemanden, den ich noch nicht kenne.“ Denn natürlich wird dieser Film, der das große Publikum will, nicht den Fehler begehen, die Probleme der Homos gegen die der Heteros auszuspielen oder umgekehrt. Hier wächst man heiter-besinnlich mit- und aneinander. Die Zeit heilt alle Wunden, Liebe ist nicht nur ein Wort. Jan Distelmeyer

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