Aufs Jubiläum abonniert

■ Das Ernst Deutsch Theater begeht sein 45jähriges Bestehen mit einem großen Fest: Die Hamburger Kulturelite feiert dieses Wochenende mit

„Wer nicht anfängt, wird nicht fertig.“ Mancher Sohn mag das in den fünfziger Jahren von seinem aufbauerprobten Vater gehört haben. Friedrich Schütter hat diese Weisheit über dem Schreibtisch eines befreundeten Kaufmanns gelesen, nahm sie sich zu Herzen und gründete im Sommer 1951 eine Schauspielgruppe. Zu deren Mitgliedern gehörte auch der Vater eines der jungen Schauspieler: der Kaufmann. Unter anderem dessen Hilfe ist es zu verdanken, daß das Ernst Deutsch Theater dieses Wochenende sein 45jähriges Bestehen feiern kann.

Friedrich Schütter wollte nach dem Krieg eine neue Plattform für junge Schauspieler schaffen und gründete deshalb Das Junge Theater. Schon im zweiten Jahr konnte man einen Spielplan mit zehn Produktionen präsentieren. Schwieriger war die Suche nach einem Spielort. Nachdem das Theater in den Anfangsjahren im British Information Center Die Brücke zu Gast war, zog es 1956 in die Marschnerstraße, bevor es 1964 den heutigen Spielort an der Mundsburg fand. Wieder hatte ein Kaufmann dem Jungen Theater geholfen, indem er das Kino in seinem Haus nicht in einen Supermarkt, sondern in ein Theater umwandelte.

1973 änderte das Theater seinen Namen in Ernst Deutsch Theater, nachdem der Star des Wiener Burgtheaters einige Jahre vorher als Nathan auf der Hausbühne des Jungen Theaters bejubelt worden war. Trotz vieler Veränderungen blieb das Publikum dem Theater treu. Daß die Zahl der Abonnenten ständig stieg, ist sicher auch das Ergebnis unkonventioneller Marketingmethoden: Neben einem fliegenden Abo-Büro auf den Wochenmärkten gab es Reiseprämien für fleißige Abonnenten-Werber.

Friedrich Schütter war neben der Förderung junger Schauspieler auch um zeitgenössische Dramatik bemüht. Einige Stücke von Peter Weiss hatten über Jahre auf keine Bühne Hamburgs gefunden, bis Schütter sie aufführte. Sein Kontakt zu ostdeutschen Bühnen ermöglichte auch über zehn Jahre viele Austauschgastspiele. So sehr politisches Engagement die Spielplanpolitik prägte, so selten hat das Theater jedoch künstlerisch zu den innovativsten Hamburgs gehört.

Eine neue Ära beginnt nun nach dem letztjährigen Tod des Prinzipals mit der Intendanz von Schütters Witwe, Isabella Vértes. Bevor ihre erste Spielzeit Ende August mit Klaus Pohls deutsch-deutscher Bestandsaufnahme Wartesaal Deutschland/Stimmenreich beginnt, feiert das Ernst Deutsch Theater am Wochenende sein Jubiläum mit einem Fest: Für Kinder gibt es ab 16 Uhr viel Theater zum Mitmachen. Ab 19 Uhr sind dann Künstler aller Hamburger Theater zu Gast. Szenenausschnitte und Lesungen mit Rolf Becker, Ulrich Cyrian, Harald Maack, Constanze Weininger und Heidi Kabel werden ebenso zu sehen sein wie Kabarett mit Horst Schroth und viel Musik von Katja Ebstein, Angelika Thomas, Audrey Motaung, Corny Littmann, Ulrike Grothe, Marion Martienzen und Michael Wittenborn.

Matthias von Hartz

Sa, 10. August, 16 Uhr, Ernst Deutsch Theater