Das Gespenst GVZ Hamburg-Ost

Ein Gespenst geht um in der Verkehrsplanerszene. Es heißt „Güterverkehrszentrum“ (GVZ) und soll alle Übel heilen: Es holt die Brummis von der Straße, füllt die Waggons der Bahn und die Bäuche der Schiffe, spart Speditionsfläche und verhindert den Verkehrsinfarkt.

Das GVZ soll, so die Grundidee, ein zentraler regionaler Umschlagplatz für Güter mit Bahn- und möglichst auch Binnenschiffs- oder gar Seehafenanschluß sein. Im GVZ selbst sorgen vollautomatische Lager und Umschlaganlagen für den schnellen und präzisen Umschlag der Güter zwischen den verschiedenen Verkehrsmitteln. Güter über lange Strecken, so die Hoffnung, würden dann per Bahn oder Schiff transportiert, dem LKW blieben nur mittlere und kürzere Strecken. Zudem könnte der regionale Straßengüterverkehr über koordinierte Logistikkonzepte die Güterzustellung optimieren und Leerfahrten vermeiden.

In der Kombination von GVZ und City- bzw. Regional-Logistik sieht ein Gutteil der Verkehrsfachwelt denn auch den Stein der Weisen für die endgültige Lösung der Güterverkehrsprobleme. Sogar die Bahn AG ist auf diesen Zug aufgesprungen: In einem GVZ-Masterplan, der inzwischen in zweiter Fassung vorliegt, hat sie sich 35 GVZ-Standorte in ganz Deutschland ausgeguckt.

Kritische Experten warnen allerdings vor übertriebener Euphorie: GVZs, so ihre Warnung, würden den LKW-Verkehr drastisch steigern, die Verlagerungseffekte auf die Bahn blieben minimal, im Regionalverkehr käme es durch die Zentralisierung sogar zu erheblichen Mehrbelastungen. Ihre Alternative: Viele kleine Güterverteilzentren, sogenannte Kompakt-GVZs, auch mitten in den Städten, wo sie die Aufgaben übernehmen könnten, die früher die Güterbahnhöfe hatten. fm