Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Agent 00 - Mit der Lizenz zum Totlachen USA 1996, R: Rick Friedberg, D: Leslie Nielsen, Nicolette Sheridan, Charles Durning

„Nielsen, der eine silberhaarige, amerikanische Version von Roger Moore als James Bond spielt, bringt denselben Geist einer unrührbaren, komischen Ernsthaftigkeit in die Rolle, der auch seinen völlig unfähigen Polizei-Leutnant in der „Naked Gun“ Serie auszeichnete. Nielsen verliert in einem Film vielleicht seine Hose, aber nie seine Würde. Er verkörpert eine unzerstörbare männliche Lebensart, die eine absolute Ungeschicklichkeit und Dummheit verbirgt. Selbst beim albernsten Bauchklatscher erlaubt Nielsen nur die winzigste Andeutung von Vergnügen in den Ecken seines stählernen, zielsicheren Blickes. Statt langsam komische Situationen aufzubauen, wird hier mit einem Maschinengewehr-Ansatz von Humor gearbeitet. Ohne darauf zu achten, worauf er zielt, beginnt der Film zu feuern, versprüht komische Querschläger in alle Richtungen und verläßt sich darauf, daß der eine oder andere schon genau ins Schwarze treffen wird. Einige tun dies auch, auch, aber viel mehr gehen daneben.“ (New York Times) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhofkinos (OL), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Auch Männer mögen's heiß Frankreich 1996, R: Gabriel Aghion, D: Patrick Timsit, Fanny Ardant

Und noch –ne Schwulenkomödie: Diesmal aus Frankreich. und noch tiefer gelegt als alle anderen vom vorigen Jahr zusammen. Ein klammottiger Gay-Komödienstadl, dem kein Klischee zu blöd, kein Stereotyp zu billig ist. Derweil Fanny Ardant schier endlos in die Kamera grinsen muß. Dann schon lieber „Echte Kerle“ als diese Farce von vorgestern: nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die homophoben Komödien, die man über ihn macht.“ (Bremer) UFA-Palast, UT-Kinocenter

B

Die Biene Maja Japan/Österreich 1977, R: Marty Murphy

Einige Episoden aus der erfolgreichen Fernsehserie mit Maja, dem dicken Willy und vielen Käfern. Natürlich schmettert Karel Gott seine große Maja-Arie als Titelsong. Atlantis

Biester Frankreich/Deutschland 1995, R: Claude Chabrol, D: Sandrine Bonnaire, Isabelle Huppert / Originalfassung mit Untertiteln

„Mit dem neuen Dienstmädchen zieht auch Claude Chabrol ins Haus der wohlhabenden Fabrikantenfamilie. Diskret fährt die Kamera durch endlose Raumfluchten, eckt niemals an. Ruhige Einstellungen und die flüssige Montage entsprechen dem gediegenen Lebensstil. Aber gerade die Stimmigkeit erzeugt Unstimmigeit. Das ist die Kunst Claude Charbols: eine Vollkommenheit, die stets ins Gegentel umzukippen droht. Das tautologische Konzept schreit nach Katastrophe, auf leisen Sohlen kommt sie angeschlichen. Wie immer schlägt Chabrol das Bürgertum mit den eigenen Waffen.“ (tip) Kino 46

C

Carrington Großbritannien/Frankreich 1995, R: Christopher Hampton, D: Emma Thompson, Jonathan Price

„Der Film orientiert sich am Leben der englischen Malerin Dora Carrington, deren androgyner Ausstrahlung in der Londoner Boheme zwischen 1915 und 1932 Scharen von Männern verfielen. Mit 21 gegegnete die Malerei-Studentin auf dem Landsitz von Virginia Woolf dem schwulen Dichter Lytton Strachey. Berührend an dieser Erstlings-Regiearbeit ist eine engagierte Charakterisierung von Liebe und gegenseitiger Verfallenheit, die nicht unbedingt an Begehren gebunden ist - was die Betroffenen hier teils zum Wahnsinn treibt, teils befreit und bereichert.“ (epd-film) Cinema

D

Dead Man USA 1995, R: Jim Jarmusch, D: Johnny Depp, Robert Mitchum / Originalfassung mit Untertiteln

„Anno 1995 sieht der Wilde Westen aus wie ein minimalistisch-mickriges Memmentheater im Matsch. Zwar ist Cowboylegende Robert Mitchum mit von der Patronenpartie, aber ansonsten serviert Ex-Independent-König Jim Jarmusch wenig Erhellendes in seiner finsteren, drum in schwarzweiß abgedrehten Wildwest-Posse, für die er auch selbst das Skript verfasste. Da tummelt sich allerlei Prominenz in Nebenröllchen, aber von Spannung, Spaß und sonstigen Attraktionen keine Spur. Jarmuschs toter Mann ist Möchte-gern-Kunstgewerbe im Wildwest-Look und keine Kugel wert.“ (Bremer) Kino 46

E

Echte Kerle Deutschland 1995, R: Rolf Silber, D: Christoph M. Ort, Tim Bergmann

„Ein junger Macho wird von seiner Lebensgefährtin auf die Straße gesetzt, findet Unterschlupf bei einem sympathischen Schwulen und läutert sich zum besserer (sprich: softeren) Mann. Diese - zugegeben gar nicht schlechte - Story hat sich Filmemeacher Rolf Silber schon vor etlichen Jahren ausgedacht. In der Zwischenzeit aber haben sich reihenweise aufgeplusterte Machos im Bett der neuen deutschen Witzischkeit flachgelegt, in „Allein unter Frauen“, „Nur über meine Leiche“, „Japaner sind die besseren Liebhaber“ - und vor allem in dem Schwulitätenhit „Der bewegte Mann“. Darum sieht Silbers im spießigen Mief der Frankfurter Polizei angesiedelter Film, der durchaus mit lichten Augenblicken aufwartet, am Ende unweigerlich aus wie ein Sammelsurium der bewährten Heiterkeitszutaten: alles ziemlich homogen.“ (Der Spiegel)Wall- und Ziegelhof-Kino (OL), UFA-Stern

Ein Schweinchen namens Babe USA 1995, R: Chris Noonan, D: James Cromwell, Magda Szubanski

„Das muß man erstmal auf die Beine stellen: Sprechende Tiere in einem Spielfilm, und das als Unterhaltungsstück für alle von 8 bis 80. Chris Noonan setzte diese unverfrorene Viecherei beschwingt und schweinisch gut in Szene.“ (Bremer) UT-Kinocenter

El Mariachi USA 1992, R: Robert Rodriguez, D: Carlos Gallardo /Originalfassung mit Untertiteln

„Der Film ist eine (im Stil wie in den Kosten) ökonomische Satire auf den Machismo und die Liebesschnulzereien im mexikanischen Kino. In der Art einer „Invasion der Datenhacker“ erzählt der Film von Gaunern mit Computern in den Gefängniszellen; der Gute, der Böse und der Häßliche kommunizieren per Handy, und ein hübscher junger Mariachi-Musiker geht gegen die Konkurenz der Synthesizer baden. Im Stil erinnert das an die ironischen Kamera-Scherze von „Blood Simple“, dem ersten Film der Brüder Coen. Die Art seines Humors – eine Mischung aus Ironie und überzogener Parodie – erinnert an Jim Jarmusch, gekreuzt mit einem heterosexullen Almodovar – wie immer das aussehen könnte.“ (taz) Kino 46

F

Flirting with Disaster USA 1996, R: David O. Russell, D: Patrcia Arquette, Ben Stiller

Mag sein, daß wir im Kino gerade das Entstehen eines neuen Genres beobachten können: des „Adoptionsfilms“. In den nächsten Monaten kommen gleich drei Filme in die Kinos, in denen sich jemand auf die Suche nach der lieblichen Mutter eines Kindes macht, das gleich nach der Geburt zur Adoption freigegeben wurde. Im Vergleich mit Woody Allens „Mighty Aphrodite“ und Mike Leighs „Secrets and Lies“ ist dieses abgedrehte Roadmovie sicher der leichtgwichtigste und konventionellste von den dreien, aber neben den beiden alten Hasen kann der Nachwuchsregisseur Russell mit seinem zweiten Spielfilm durchaus bestehen. Der verklemmte Insektenforscher Mel Coplin reist hier mit frustrierter Ehefrau und Säugling durch die USA, um seine eigenen Ursprünge zu ergründen. Russell läßt einfach möglicht extreme Persöhnlichkeiten in möglichst extremen Situationen aufeinandertreffen, huscht dabei von einer komischen Szene zur nächsten und ist schon zufrieden, wenn zumindest jede zweite zündet. Dieser überbordende, leicht chaotische Stil, bei dem einige der schönsten Pointen wirken, als wären sie ganz beiläufig aus dem Handgelenk geschüttelt worden, gibt dem Film eine übermütige, sehr sympathische Grundstimmung. (hip) Filmstudio, Casablanca (OL)

From Dusk Till Dawn USA 1996, R: Robert Rodriguez, D: Quentin Tarantino, Georg Clooney, Harvey Keitel

Für seinen Soulbrother Rodriguez holte Tarantino sein allererstes Skript aus der Schublade, überarbeitete es und spielt zu allem Überfluß auch noch eine der Hauptrollen. So daß man unmöglich sagen kann, wer von den beiden bei diesem Film für welchen Blutfleck verantwortlich ist. Die letzten 40 Minuten wird nur noch herumgeballert, gebissen und geschrien. Auch wenn Rodriguez noch so rasant inszeniert und schneidet, verliert man schnell den Überblick und das Interesse daran, wer schon untot ist oder noch ungebissen auf alle anderen eindrischt. Und so hofft man auf ein möglichst baldiges Morgengrauen. Nicht etwa weil dann alle Bösen in den ersten Sonnenstrahlen zerschmelzen, sondern weil der Titel verspricht, daß der Film mit ihm endet. (hip) Ufa-Palast, Casablanca (OL), Schauburg

G

Das Geheimnis der Braut USA 1994, R: Kayo Hatta, D: Youki Kudoh, Akira Takayama

„Hawaii um die Jahrhundertwende. Die Japaner, die auf den Zuckerrohrplantagen arbeiten, finden eine Ehefrau meistens per Heiratsannonce. In ihrem Erstling erzählt Kayo Hatto ihre Geschichte der jungen Ryo und ihres Ehemanns, der seine Braut mit dem Foto eines Jüngeren auf die Südsee-Insel gelockt hat. Ohne die erbärmlichen Lebensbedingungen der japanischen Plantagenarbeiter zu beschönigen, ist der Filmemacherin ein poetischer Film gelungen. Stehen die leidenschaftlichen Auseinandersetzungen der Hauptfiguren auch immer im Vordergrund, so führt ihre langsame Annäherung doch in ein kollektives Erlebnis: die unherorische Vorbereitung zum Streik.“ (tip) Gondel

Geh', wohin dein Herz dich trägt Italien 1996, R: Cristina Comencini, D: Virna Lisi, Margherita Buy

„Mütter und ihre Töchter haben ein eigenartiges Verhältnis. Und so ist „Geh', wohin dein Herz dich trägt“ diesbezüglich nicht das erste cineastische Waschpulver mit Weichspüler, das sich gründlich diesen dunklen Flecken der weiblichen Seele widmet. Wenn Frauen unter sich sind, so die Botschaft, müssen Tränen fließen, weil alles so ganz anders gelaufen ist im Leben, als man es sich gewünscht oder erhofft hat. Wenn die Großmütter seelischen Großputz veranstalten, hat die dritte Generation von Frauen die Chance, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Aber bitte mit Herz!“ (tip) Europa, Casablanca (OL)

Geliebte Aphrodite USA 1995, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Mira Sorvino

Der Tragödienchor in dem sizilianischen Amphitheater ist außer sich: im klassischen Stil mit rhythmischer Versform und rituellen Gebärden muß er die eher komischen als tragischen Abenteuer des New Yorker Stadtneurotikers besingen und kommentieren. Diese parodistischen Anleihen bei den antiken Urvätern der dramaturgischen Kunst ist der witzigste Dreh in Woody Allens neuer Komödie. Es gibt auch wieder die üblichen Parallelen zu Allens Privatleben: diesmal spielt ein Adoptivkind eine große Rolle, das er und seine Ehefrau großziehen. Allen beginnt nach der leiblichen Mutter des kleinen Jungen zu suchen und stößt dabei ausgerechnet auf eine Prostituierte mit viel Herz und wenig Verstand. Die Szenen zwischen der vollbusigen Linda (Mira Sorvino) und dem schmächtigen Allen gehören zu den besten, die Allen in den letzten Jahren inszeniert hat. Die beiden reden und agieren so extrem aneinander vorbei, daß sich aus jedem Satz und jeder Geste ein neues, komisches Mißverständnis entwickelt. (hip) Schauburg

H

Der Hexenclub USA 1996, R: Andrew Fleming, D: Rubin Tunney, Fairuza Balk, u.a.

„Teenager Sarah ist sich immer als Außenseiterin vorgekommen. Ihre Familie ist zwar nach Los Angeles umgezogen, doch an der neuen Schule fühlt sie sich gleich in dieselbe Rolle gedrängt. Dann lernt sie Bonnie, Nancy und Rochelle kennen, drei Mädchen, die von anderen geschnitten und als „Zicken von Eastwick“ beschimpft werden. Um den ständigen Anfeindungen zu begegnen, gründen die vier einen Hexenzirkel. Die Zauberkräfte, die sie wecken, geraten indes bald außer Kontrolle.“ (Bremer) City

Hippolytes Fest Frankreich 1995, R: Laurent Benegui, D: Stephane Audran, Michel Aumont

Als Buch mag das alles noch ganz erträglich sein, als Film führt es spontan zu Frankophobie: Laurent Benegui hat seinen eigenen Roman verfilmt, „Hippolytes Fest“. Hippolyte, Meisterkoch alter Schule in Paris muß seinen traditionsreichen Laden schließen, weil eine Bank eine neue Filiale eröffnen will. Am letzten Abend dürfen sich noch mal alle Freunde des Hauses an Kalbsbries, Lammsattel und Jabobsmuscheln laben. Weder eine überzeugende Hommage an leidenschaftliche Köche und exzellente Küche ist Benegui geglückt noch ein stimmiges Portrait der bunt gewürfelten Gästeschar, die das „Petit Marguery“ am letzten Abend heimsucht. Statt dessen menschelt es gewaltig, die Gäste - inkl. politisch korrektem Alibi-Araber und Vorzeige-Clochard - gefallen sich im Äußern peinlicher Weisheiten, dazu wabert unentwegt Chormusik. Der Rest ist nicht einmal aufregend fotografiertes Maggi-Kochstudio. (Mu) Schauburg

J

James und der Riesen-Pfirsich USA 1996, R: Henry Delick, D: Paul Terry, Pete Postlethwaite

„Märchen-, Musical- oder Obstfans werden sich beim Puppentheater aus der „Nightmare Before Christmas“-Werkstatt um Produzent Tim Burton wohlfühlen. Die Aschenputtel-Geschichte des kleinen James, der vor seinen bösen Tanten auf einen ins Gigantische gewachsenen Pfirsich flieht und dabei Freunde unter den mitreisenden Insekten findet, besitzt genügend Herz, um den wohligen Zynismus der Randy-Newman-Songs abzufangen. Nicht so recht passen will dagegen die reale Rahmenhandlung in diesem zweiten Spielfilm des Burton-Proteges Henry Selick. Eine reine Puppenshow hätte noch mehr Charme gehabt.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter

K

Krümel im Chaos Dänemark 1992, R: Sven Methling

Kinderfilm über die Abenteuer des elfjährigen Matz (“Krümel“) Krümelborg, der sich nicht nur mit seiner heftigst pubertierenden Schwester und seinem kleinen Bruder herumärgern muß, sondern auch noch ein großes Weihnachtsfest im neuen Haus der Familie im allgemeinen Chaos versinken läßt. Schauburg

L

Leon – der Profi (Directors Cut) Frankreich 1994, R: Luc Besson, D: Jean Reno, Gary Oldman

„Der knapp 25minütige „Nachschlag“ zu „Leon“ bringt keine neuen Erkenntnisse über ursprünglich einmal anders gedachte Absichten des Regisseurs. Neben einigen für die Geschichte und das Verständnis eher unerhebliche „Füllszenen“ beschert diese Fassung dem Zuschauer eine lange Sequenz, in der Leon seine kindliche Partnerin zur Killerin ausbildet. Zur Vertiefung der Charaktere der beiden Hauptpersonen und ihrer Beziehung trägt diese Erweiterung allerdings nicht bei. Im Gegenteil, sie nimmt der Geschichte letzlich das „Geheimis“. Kinder zu Killern auszubilden und die Methoden auch noch genüßlich (und mit zynischem Humor) vorzuführen, ist eine inszenatorische Entgleisung, deren Entfernung den Film damals „verbessert“ hatte.“ (film-dienst) Schauburg

M

Der Mann, der die Sterne macht Italien 1995, R: Giuseppe Tornatore, D: Sergio Castellitto, Tiziana Lodato, u.a.

Selbst im kargen, armen Sizilien der frühen fünfziger Jahre wußte jeder vom paradiesischen Leben der Filmstars. Und ein gewitzter Betrüger brauchte sich nur als Talentsucher der Universalia Studios in Rom auszugeben, um den Leuten für angebliche Probeaufnehmen mit seiner klapprigen Kamera das Geld aus den Taschen zu ziehen. Diese Geschichte erzählt Tornatore mit seinem neuen Film, in dem er mit einer fast schon mathematischen Konsequenz den Gegenentwurf zu seinem internationalen Kinohit „Cinema Paradiso“ liefert. Dort war etwa sein Protagonist ein warmherziger Filmvorführer, hier ist es ein misanthropischer Kameramann. Die vielen Sizilianer erzählen bei den „Probeaufnahmen“ direkt in die Kamera von ihrer Arbeit, ihren Träumen, ihrem Elend und ihrer Heimat. Für Kinder, Frauen, Bauern, Fischer, Polizisten und Banditen wird das Zelt mit der Kamera auf dem Dorfplatz zum Beichtstuhl, und Tornatore präsentiert ein buntes Kaleidoskop mit sizilianischen Charakteren und Schicksalen. (hip) Schauburg, Gondel

Mission: Impossible USA 1996, R: Brian De Palma, D: Tom Cruise, Jon Voight, Emmanuelle Beart

„Vom Cruise Faktor einmal abgesehen, ist „Mission Impossible“ ein Feuerwerk an Vergnügungen. Wenn „Raising Cain“ De Palmas „Psycho“ war und „Obsession“ sein „Vertigo“, dann ist dies sein „Der unsichtbare Dritte“ : eine verwegene Sammlung von Abenteuern an spektakulären Spielorten, durch Absurditäten übermütig unterminiert. Cruise hat in der Rolle des jungen Ethan Hunt scheinbar unerschöpfliche athletische Energie, ein außergewöhnliches Talent für Verkleidungen; und er wird erwachsen, indem er jedem misstraut. Diese Qualitäten kommen noch direkt von der Fernsehserie „Cobra übernehmen Sie“ auf der der Film basiert, und dort gaben sie Walter Landau eine Aura von Geheimniss und sogar Schmerz. Heute machen sie Ethan zu einem blassen und ungeformten Flüchtenden in der Ära von „Speed“. Sein Daseinszweck ist es lediglich, das Sperrfeuer an Special Effects zu überstehen. Der wirkliche Star des Films glänzt dagegen unbestritten: es ist Lalo Schifrins hämmernde Titelmusik, die immernoch das Unmögliche verspricht.“ (Sight and Sound) UT-Kinocenter, UFA-Palast, Casablanca, Wall- und Ziegelhofkino (OL)

Moonlight & Valentino USA 1995, R: David Anspaugh, D: Elisabeth Perkins, Whoopi Goldberg, Kathleen Turner, Jon Bon Jovi

In diesem Sommer setzen die Filmverleiher alle Hoffnungen auf sogenannte Frauenfilme, und so könnte diese melancholische Komödie über die Trauerarbeit einer plötzlich zur Witwe gewordenen Lyrik-Dozentin einer der Kassenschlager der Saison werden. Mit Kathleen Turner, Whoopi Goldberg und Jon Bon Jovi (der in seiner ersten Filmrolle nicht viel mehr leisten muß als nett und verführerisch aus der Jeanswäsche zu kucken) ist der Film hochkarätig besetzt, aber die große Überraschung des Films ist Elisabeth Perkins in der Hauptrolle. Eindrucksvoll spielt sie hier die verletzliche, kluge und trotz allem humorvolle Rebecca. (hip) City, Apollo (WHV)

Muppets – Die Schatzinsel USA 1996, R: Brian Henson, D: Kermit, Miss Piggy, Fozzy Bär, Tim Curry

„Puppenspiel von Frank Oz. Mit Kermit als Kapitän, Miss Piggy als gleißender Königin eines Stammes wilder Warzenschweine und den grantelnden Opas Waldorf und Statler als Galionsfiguren des Schatzschiffes. Der Roman von Robert Louis Stevenson wird muppiert – Tim Curry darf einen Menschen spielen.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kino

N

Nicht schuldig USA 1996, R: Brian Gibson, D: Demi Moore, Alec Baldwin

„Schon bald mißtraut dieser Thriller der Wahl seiner Waffen. Statt auf den Kick im Kopf setzt er auf Bomben und Revolver; das Psychoduell zwische Jäger und Gejagter weitet sich aus zur blutig-biederen Schlacht. Wer gewinnt, ist absehbar. Wer verliert? Der Film selbst.“ (Der Spiegel) Ufa-Stern

Niki De Saint Phalle Deutschland 1994, R: Peter Schamoni, D: Niki De St. Phalle

Die französisch-amerikanische Künstlerin Niki de Saint Phalle erzählt von ihrem Leben, ihrem Werk und der Zusammenarbeit mit ihrem 1991 verstorbenen Ehemann, dem Kinetikkünstler Jean Tinguely. Cinema

P

Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantino, D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel

„Daß da ausgerechnet Tarantino laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: von Oliver Stones dumpf gespreitzter, schockgeiler und schmierig-koketterVerhunzung des Tarantino-Drehbuchs „Natural Born Killers“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmeier) Modernes, Apollo (WHV)

Q

The Quest USA 1996, R: Jean-Claude Van Damme, D: Jean-Claude Van Damme, Roger Moore

„Ein Greis betritt eine schummrige Bar in New York. Ihm folgen drei Strolche, die den Wirt ausrauben wollen. Der rüstige Senior aber macht sie nieder - im Sitzen. Der Draufgänger wird gespielt vom einstigen Tänzer und jetzigen Karatisten Jean-Claude Van Damme, der hier auch - zum erstenmal - Regie führt. Der kampferprobte Veteran erzählt dem staunenden Kneipier sein Leben voller Action: Ein fernöstliches Land will den besten Zweikämpfer küren, wozu von nah und fern die kernigsten Kraftprotze anreisen, zum Prügeln geboren, finster und frisch eingeölt. Der deutsche Meisterschläger landet gar per Zeppelin am Ort der Schlacht. Wer anders als Van Damme könnt den Sieg davontragen. Für die Kinozuschauer wäre es freilich besser gewesen, wenn er beim Ballett geblieben wäre.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, UFA-Stern, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL)

R

The Rock USA 1996, R: Michael Bay, D: Sean Connery, Nicolas Cage, u.a.

„Dies ist eindeutig der beste Actionfilm seit „Die Hard I“ und wird garantiert der Kassenschlager des Sommers. Aber wer die Klischees mit soviel Frechheit und Witz präsentiert, verdient den Erfolg. Die Autojagd ist wie in „Bullit“ - nur besser, die Achterbahnfahrt im unterirdischen Labyrinth ist wie bei „Indiana Jones“ - nur besser, und alle ziehen ihre Waffen zur gleichen Zeit wie bei „Reservoir Dogs“ - nur besser. Und dann ist da Sean Connery in einer seiner besten Vorstellungen. Wenn er auf der Leinwand erscheint, gibt er allem einen zusätzliche Kick mit seiner Autorität, seiner Selbstironie und seiner Aura des Gefährlichen. „The Rock“ ist ein Boys-Movie, aber auch die Girls haben ihren Spaß, denn Connery ist auch in seinem Alter noch ganz schön sexy.“ (Christopher Tookey) UFA-Palast, Ufa-Stern, UT-Kinocenter sowie Wall-/Ziegelhof-Kino (OL)

Rock A Doodle Irland/USA 1991, R: Don Bluth

Als der Hahn Sir Rock seine heimatliche Farm aus Ärger verläßt, drohen Regenfluten die zurückgebliebenen Menschen und Tiere zu vernichten. Der Junge Edmond, den eine gierige Eule in eine Katze verwandelt hat, bricht mit drei Tieren in die Stadt auf, wo Sir Rock als Rock'n'Roll-Sänger Schlagzeilen macht. Zeichentrickfilm in den Fußstapfen des traditionellen Disney-Stils, der ohne große Überraschungen eine spannende und sympathische Geschichte um Treue und Freundschaft erzählt. Ufa-Palast

S

Screamers - Tödliche Schreie USA 1996, R: Christian Duguay, d: Peter Weller, Andy Lauer

„Die technischen Geister, die der Mensch rief, laufen Amok - besonders auf dem Bergbau-Planeten Siruis 6B. Der tägliche Überlebenskampf einer Handvoll Menschen auf dem einst blühenden Gestirn, das ist der Kampf gegen die Screamers: kleine, kreischende, unterirdisch heranrasende Hals- und Beinabschneider. Ursprünglich zur Verteidigung gedacht, haben diese intelligenten Mord-Roboter ein menschenähnliches Eigenleben entwickelt und vernichten jetzt alles Leben. Der kriegsmüde Colonel Joesph Hendricksson (Peter Weller) will Frieden, auch ohne Befehl. Nach einer Vorlage von Science-Fiction-Autor Philip K. Dick (“Blade Runner“, „Total Recall“) und mit „Alien“-Drehbuchschreiber Dan O'Baonnon hat der kanadische Regisseur Christian Duguay ein düsteres Horror-Scenario voller Gewalt und Hoffnungslosigkeit geschaffen.“ (Der Spiegel) Englische Originalfassung im UFA-Palast

Sinn und Sinnlichkeit England 1995, R: Ang Lee, D: Emma Thompson, Hugh Grant u.a.

Statt aus der episch breiten Story um die Dashwood-Schwestern und ihrem Liebeswerben eine flache Ausstattungs-Orgie a la Merchant Ivory zu machen, hat Ang Lee so viel Laura Ashley-Atmosphäre wie nötig und so viel ironische Distanz wie möglich in seinen Film gesteckt. (Mu) Modernes, Muwi-Filmkunst (OL)

Snoopy USA 1971, R: Bill Melendez

Charlie-Brown-Zeichentrickfilm mit intellektuell entschärften Erlebnissen der amerikanischen Comic-Strips-Figuren „Peanuts“ Gondel

Sommer Frankreich 1996, R: Eric Rohmer, D: Melvil Poupaud, Amanda Langlet

„Gaspard wartet in einem bretonischen Küstenstädchen auf seine Freundin Lena. Um die Zeit zu vertreiben, unternimmt er lange Spaziergänge mit der Studentin Margot, die ihn mit ihrer Bekannten Solene zu verkuppeln versucht. Als nach zwei Wochen doch noch Lena auftaucht, ist die Verwirrung perfekt. Mit heimlichem Vergnügen betrachtet man, wie sich der Held immer tiefer in diese unmögliche Situation verstrickt; und doch bleiben alle Figuren des Films so glaubwürdig und lebensecht, wie das auf der Leinwand nur möglich ist. Ein so leichtes, so unbeschwertes und doch so ernsthaftes Kino macht wohl nur noch ein Eric Rohmer.“ (tip) Atelier

Striptease USA 1996, R: Andrew Bergman, D: Demi Moore, Burt Reynolds

„Bergmans Versuch, Familiendrama, Thriller und Komödie mit einem Schuß Erotik zu einem unterhaltsamen Film zusammenzubacken, wirkt bemüht und zwischenzeitlich auch ziemlich langatmig. Es ist die Situationskomik am Rande, die dem Film einen gewissen Unterhaltungswert verschafft. Aber auch hier tut Bergman zuviel des Guten, und verschenkt einiges an Biß, wenn er gute Einfälle zu Running Gags verlängert und ohne Tiefgang verpuffen läßt. Ähnliches gilt auch für die erotischen Wirkungen, die der Titel verspricht: diese wollen sich, trotz des beachtlichen „tits & ass quotient“ (Variety), um so weniger einstellen, je häufiger sich Demi Moore in übertrieben aufreizender Gangart über den Laufsteg bemüht. Über ihre zukünftigen Gagen wird man nach diesem Film wohl neu nachdenken.“ (epd-film) Open-Air-Kino im Stadiobad bzw. Europa

Das Superweib Deutschland 1995, R: Sönke Wortmann, D: Veronica Ferres, Joachim Król, u.a.

„Ein Bestsellerautor, ein Erfolgsregisseur, eine bewährte Besetzung, ein dynamischer Produzent: Was soll da schiefgehen? Wortmann ist sicher einer der talentiertesten deutschen Komödienmacher. Das merkt man dem Film auch an, obwohl alles ein bißchen nach Routine riecht.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern

U

Unter der Milchstraße Deutschland 1994, R: Mattias X. Oberg, D: Fabian Busch, Antonio Paradiso

Ein Schlafwagenschaffner hat es schwer: Nachts bei seiner Arbeit darf er nicht schlafen, und am Tag sitzt er meist in dem schäbigen Bahnhofsviertel einer europäischen Großstadt fest und muß sich mit zweilichtigen Gestalten, seinen merkwürdigen Kollegen und seiner ständigen Müdigkeit abplagen. So schildert es zumindest M.X.Oberg in seinem Erstlingsfilm, denn er aus fantastischen Visionen und difusen Traumbildern zusamengesetzt hat. Wie sein junger Schlafwagenschaffner durch den Schlafentzug in rauschhafte Zustände versetzt wird, so inszeniert auch der Regisseur die verschiedenen Episoden, Zugfahrten und Abenteuer des Films als einen den Zuschauer permanent irritierenden Trip - als Traumreise im Zugabteil. (hip) Cinema

Unzipped USA 1994, R: Douglas Keeve, D: Issac Mizrahi, Naomi Campbell, Eartha Kitt

„Über Mode sollte nicht groß geredet und schon gar kein großer Film gemacht werden - Mode ist zum An- und Ausziehen da. Douglas Keeves Dokumentation über die Entstehung einer Winterkollektion von Issac Mizrahi dreht sich denn auch weniger um den schönen Firlefanz als vielmehr um den US-Designer selbst, um einen sympathischen Wirrkopf nämlich, der für viel Glamour und Spaß sorgt. Die Statistinnen heißen Linda Evangelista, Kate Moss und Naomi Campbell - die natürlich auch backstage wie Supermodels aussehen. Die wahren Inspirationen liefert dem Modemacher aber das Leben: die Klotapete eines China-Restaurants etwa oder eine spiritistische Sitzung.“ (Der Spiegel) Atlantis

W

Weibsbilder Deutschland 1996, R: Leon Boden, D: Lydia Andrei, Rolf Zacher

„Den spektakulärsten Stunt des europäischen Films kündet das Presseheft an. Gut, für alle Actionfans: dieser Stunt passiert nach 24 Miunuten und zeigt, wie ein Mann vom Düsseldorfer Fernsehturm stürzt. Ein paar Sekunden Fall, dann kracht er auf (was man natürlich nicht sieht), und es gibt eine Riesenstaubwolke. Echt spektakulär, wirklich. Der Rest der reißbrettartig durchkonzipierten Komödie ist ähnlich prickelnd. Es geht um zwei Frauen und ihre Suche nach Liebhabern: die eine hat ihn, die andere verliert ihn immer wieder. Rolf Zacher spielt einen Transvestiten, die hochgeschloßene Esther Schweins eine gestrenge Vorarbeitern - Gott, wie originell! Schade ums Geld.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL)

Werner – Das muss kesseln Deutschland 1996, R: Michael Schaak, Udo Beißel

„Glücklicherweise waren die Produzenten diesmal klug genug, auf eine störende Rahmenhandlung zu verzichten. Daher präsentiert sich der neue Werner als „100 % Trickfilm“, als sinnfreier Zeichentrickspaß mit extrem hohem Kult- und Bölkstoff-Gehalt.“ (V. Bleek) UT-Kinocenter, Wall- und Ziegelhof-Kinos (OL), UFA-Stern, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Workaholic Deutschland 1996, R: Sharon von Wietersheim, D: Christiane Paul, Tobias Moretti

„Die Frau liegt reglos in der Designer-Badewanne. Eine Leiche gleich im ersten Teil einer neuen deutschen Sommerkomödie? Leider nein. Rhoda ist zwar sturzbetrunken, ansonsten aber quicklebendig - und auf dem besten Weg, sich an ihrem Freund Max zu rächen. Doch mag sich Rhoda mit ihren wechselnden Männern an noch so opulente Schauplätze begeben: Logisch ist die ganze Sache nicht. Die als TV-Drehbuchautorin erfahrene Regisseurin Sharon von Wietersheim hat in ihrem Debütfilm allzu schnell den Faden verloren und vergessen, wen oder was genau sie eigentlich karikieren will.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Casablanca (OL)

Z

Zwielicht USA 1995, R: Gregory Hoblit, D: Richard Gere, Laura Linney

„Wie schon in Phil Joannous „Final Analysis“ wird Richard Gere hier der überhebliche Blick aus dem Gesicht geschlagen. Mit seinem Mut zu solchen unvorteilhaften Rollen hat Gere endgültig die schalen Manierismen des Schönlings hinter sich gelassen, die er in den 70ern kultivierte. In seinem Stil ist jetzt etwas mehr Zen.“ (Sight and Sound) City