What's hot, what's not
: Man nennt ihn Saint John

■ Travoltas heilende Hände, Laurents Lippenstift „Divine Brown“ und das Heilige in der Filmkunst und überhaupt: Geschmack in und um Hollywood

John Travolta ist bekanntlich ein schwerreicher Mann, der mehrere Flugzeuge, Häuser und rote Autos besitzt, obwohl er als Schauspieler eine erhebliche Durststrecke hat durchstehen müssen. Seinen Reichtum verdankt „Mr. Cool“ den Tantiemen aus „Saturday Night Fever“ und nicht etwa seiner Fähigkeit, durch Handauflegen zu heilen – das kann der Mann nämlich nicht nur in „Phenomenon“, nein, er behauptet, es auch im wirklichen Leben zu können!

Das Miraculum gelernt haben will Travolta, der „Operating Thetan“ (offizieller Scientologen-Titel), bei der Glaubensgemeinschaft seiner Wahl. Begeisterte Mitarbeiter am Drehset nennen ihn bereits „Saint John“. Kelly Preston hat ihrem Gatten nun kürzlich verboten, in der Öffentlichkeit zu heilen. „Die Leute werden uns für bekloppt halten“, so Preston im Vertrauen zur taz.

So ein Quatsch. Heilige haben mir schon früher gut gefallen, als mir meine streng katholische Schulfreundin Astrid noch Erbauungsbüchlein lieh. Heilige hassen (vor ihrer Heiligsprechung) und passen auch zur Film- Gurke der letzten vierzehn Tage: Der bekannte französische Modeschöpfer Yves „Saint“ Laurent hat einen der von ihm kreierten Lippenstifte Divine Brown getauft, woraufhin Hugh Grant („Sinn und Sinnlichkeit“) beschloß, seinen nächsten Film „French Designers Suck“ zu nennen. O doch, es gibt etwas, was VIPs und Leute wie Sie und ich eventuell gemeinsam haben – ein empfindsames Gemüt, sehr anfällig für Schnupfen.

Zum Beispiel: Wanderer, kommst du nach Spa..., pardon, Amerika, so kehre ein im James- Stewart-Museum von Indiana, Pennsylvania. Vor drei Jahren noch lehnte Jimmy Stewart, jetzt 88, den Vorschlag seiner Heimatstadt für ein pompöses Memorial zu Ehren ihres berühmtesten Sohnes ab. Er würde allenfalls einer bescheideneren Ausführung als der vorgeschlagenen zustimmen, weswegen das Museum jetzt im dritten Stock der örtlichen Stadtbibliothek behaust ist, gleich schräg gegenüber von Papa Stewarts ehemaligem Eisenwarenladen „J.M. Stewart & Co“ und nur sechzig Meilen von Pittsburgh entfernt. „Gary Cooper war Gary Cooper, John Wayne war John Wayne, aber Jimmy ist wie jemand von uns. Er ging nie wirklich nach Hollywood“, so Ellen von Karajan, Direktorin der Gedenkstätte, deren Hauptattraktion der sechs Fuß und drei Inch große, weiße und unsichtbare Hase Harvey aus „Mein Freund Harvey“ von 1950 ist. Falls Sie den Hasen tatsächlich sehen sollten, dann suchen Sie bitte sofort einen der ortsansässigen Nervenspezialisten auf.

Sie würden wohl gern erfahren, was dieser Tage „hot“ ist? Das Wetter gewiß nicht, doch zum Trost wählte das Magazin Entertainment Weekly „California Girls“ von der Beach Boys zum zweitbesten Sommer-Song aller Zeiten, was hier wegen der denkwürdigen Begründung mitgeteilt wird: „Die Kombination aus regionalem Chauvinismus und allamerikanischem Sexismus hat nie so gut geklungen.“ Den ersten Platz belegte – klar – „Summer In The City“ von den Lovin' Spoonful. Und weil wir gerade bei den Musikern sind, noch ein paar Schoten. Beach Boy Dennis bildete 1968 mit Charles Manson & Co. eine Wohngemeinschaft am Sunset Boulevard. Die Beach Boys nahmen sogar Mansons Song „Cease To Exist“ auf der B-Seite ihrer 68er Single „Bluebirds Over The Mountain“ auf – was später nicht so alles aus Leuten werden kann.

Musiker II: Ich kann mir nicht verkneifen zu erzählen, warum John Lydon von den Sex Pistols so eine grabestiefe Abneigung gegen Grunge und seine Folgen hegt. „Wenn ich so einen schmutzigen, alten Häßling in einem verdammten karierten Hemd und zerrissenen Jeans sehe, kriege ich Depressionen. ICH möchte jedenfalls NICHT aussehen wie ein Automechaniker.“

Cindy Crawford hat die Hochzeit mit Val Kilmer – angeblich wegen dessen krankhafter Eifersucht – abgesagt, weswegen ich sogleich über den großen Teich enteile, um die Sache zu kitten. Warum soll das auch nicht klappen, wo sich doch selbst Sean Connery wieder mit seinem (wegen Unstimmigkeiten betreffs Hochzeit mit Mia Sara) erzürnten Sohn Jason versöhnt hat. Bis dann, sagt

Anke Westphal