Das Portrait
: Der dritte Mann

■ Martin Garrod

Nominiert worden war Martin Garrod schon am 22. Juli. Offiziell wird er sein Amt als EU-Gesandter für Mostar aber erst heute antreten können, wenn die Europäische Union die Verlängerung ihres Mandats für Mostar bis zum Ende des Jahres offiziell bekanntgibt. Als designierter Nachfolger des Deutschen Hans Koschnick und des Spaniers Ricardo Peres Casado hatte er bei den schwierigen Verhandlungen zwischen Kroaten und Muslimen schon alle Hände voll zu tun. Unbekannt waren ihm Terrain und Metier allerdings nicht, war er doch schon unter Koschnick und Casado stellvertretender EU-Verwalter von Mostar.

Garrod wurde am 29. Mai 1935 in Darjeeling in Indien geboren. Nach dem Besuch einer Privatschule begann er seine Armeekarriere in einer Militärakademie in Camberley. Im Dienste der britischen Marine kam er zunächst nach Zypern, dann nach Malaysia und Borneo. Eine erste Auszeichnung erhielt er 1979 für seinen Einsatz in Nordirland. Als Generaloberst war er im Falklandkrieg 1982 für die Operationen der Königlichen Marineinfanterie verantwortlich. Nach drei Jahren als Marinestabschef wurde er schließlich Generalkommandeur der Marineinfanterie. 1987 wurde er dank seiner militärischen (Ver-)Dienste in den Adelsstand erhoben. Er ist verheiratet und Vater zweier Töchter.

Nach Mostar kam Garrod im Juni 1993. Seine reichhaltige Erfahrung im Umgang mit den Kroaten und Muslimen in der geteilten herzegowinischen Gebietshauptstadt wird ihm jetzt zugute kommen. Galten seine Vorgänger als eher kompromißbereit, so wird Garrod eiserne Unnachgiebigkeit nachgesagt. Als die Wahlkommission in Mostar das Ergebnis der Kommunalwahl nicht bekanntgeben wollte, besorgte er das kurzerhand selbst. Er steht jetzt vor der Aufgabe, in Mostar die Verwaltung an die gewählten lokalen Vertreter zu übergeben. Die Menschen in Mostar sprechen nicht ohne Respekt über den durch seine Militärlaufbahn geprägten Briten. „Garrod redet nicht viel, aber wenn er was sagt, dann tut er das mit einer militärischen Schärfe, die nicht viel Kompromiß zuläßt.“ Garrod dürfte es nicht besonders gefallen haben, daß die Kroaten als Sieger aus dem knallharten Poker in Mostar hervorgegangen sind. Dem dritten und letzten Mann der EU in Mostar steht noch ein schweres halbes Jahr bevor. Georg Baltissen