Werbegeschenk Tomatenmark

■ Politiker sollen mit Freßpaketen für genmanipulierte Küche gewonnen werden

Frankfurt/Main (taz) – An 400 Vorkoster aus Politik und Medien hatte die Firma Agr Evo (Agrar Evolution) – eine Tochter von Hoechst und Schering – vor Wochenfrist ein Freßpaket verschickt. Der Inhalt: eine Flasche gentechnisch produziertes Speiseöl und eine kleine Büchse mit gentechnisch hergestelltem Tomatenmark. Zwei unverzichtbare Ingredienzien zur Herstellung von Tomatensoßen für leckere Nudelgerichte. Probieren sollten die so Beschenkten die nicht bestellten Kunstprodukte. Denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen.

Fritz Hertle, dem Landtagsabgeordneten der Bündnisgrünen in Hessen, verdarb die Sendung den Appetit. Hertle schickte die ihm zugesandten „gentechnisch veränderten Lebensmittelproben“ postwendend wieder zurück, nicht ohne seinerseits den Herren Aßhauer und Waitz von Agr Evo eine Warenprobe beizulegen: eine Kostprobe von bestem italienischem Olivenöl. Und eine Handvoll mediterraner Strauchtomaten. Die werden bei entsprechender Behandlung durch die Post AG wohl auch als Tomatenmark bei den Genmanipulateuren angekommen sein. Hertle schrieb einen offenen Brief dazu: „Unterziehen Sie die beiden Produkte einem feinschmäcklerischen Vergleich. Sie werden dabei unschwer feststellen, daß die beiden Naturprodukte unvergleichlich schmackhafter sind als Ihre gentechnisch veränderten Kostproben.“

Hobbykoch Hertle bleibt es nach wie vor unerklärlich, welchen Sinn es haben sollte, Tomatenmark und Speiseöle gentechnisch zu produzieren: „Gestatten Sie mir den Hinweis darauf, daß in der EU gewaltige Tomatenüberschüsse existieren, die zum Teil vernichtet werden, da sich aus Preisgründen der Vertrieb und die Konservierung nicht lohnen.“ Über den Einsatz der Gentechnologie bei der Bekämpfung von bislang unheilbaren Krankheiten könne man hingegen diskutieren. kpk