■ Es gab Leben auf dem Mars, sagen US-Forscher. Auf einem Meteoriten, der vor 13.000 Jahren auf die Erde stürzte, entdeckten sie Spuren von Bakterien. Lebenszeichen oder wieder nur Kojotenpisse?
: Nicht überall im All ist Ruh'

Es gab Leben auf dem Mars, sagen US-Forscher. Auf einem Meteoriten, der vor 13.000 Jahren auf die Erde stürzte, entdeckten sie Spuren von Bakterien. Lebenszeichen oder wieder nur Kojotenpisse?

Nicht überall im All ist Ruh'

Leben auf dem Mars war bisher nur eine Legende, bestenfalls eine weit hergeholte Vermutung. Nun wollen Nasa-Forscher Belege für Lebewesen auf unserem Nachbarplaneten gefunden haben: Bakterienrückstände, 3,6 Milliarden Jahre alt – und damit so alt wie die ersten Spuren des Lebens auf der Erde.

Angst vor der Ufo-Invasion vom Mars ist allerdings nicht angesagt. Die Weltraumforscher haben laut einer Arbeit, die nächste Woche in Science erscheinen wird, mit einiger Sicherheit bakterienähnliche Einzeller nachgewiesen – und zwar im ältesten von zwölf Meteoriten vom Mars, die bisher auf der Erde gefunden wurden. Der gut tennisballgroße Gesteinsklumpen heißt „Allan Hills 84001“ und ist vor 13.000 Jahren in der Arktis niedergegangen. Daß er vom Mars kommt, wissen die ForscherInnen aufgrund seiner im Sonnensystem einzigartigen, marsianisch-chemischen Zusammensetzung. Die wiederum kennt man von den Viking- Sonden (siehe Kasten), die in den 70er Jahren auf dem Mars gelandet sind und das dortige Gestein analysiert haben.

In feinen Rissen auf der Oberfläche von „Allan Hills“ fand die Nasa die „Rückstände von kleinen außerirdischen Organismen“, so ein Auszug des Forschungsberichts in der Washington Post vom Dienstag. Es handelt sich um organische Moleküle, sogenannte polizyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Ihre laut einem beteiligten Forscher „eiförmigen oder schlauchförmigen“ Gerüste bestehen aus zusammenhängenden Ringen von Kohlenstoffatomen. Solche Moleküle können als Stoffwechselprodukte von Bakterien entstehen. Oder auch bei der Versteinerung winziger Lebewesen.

Daneben gab es noch andere Spuren von primitivem Leben im Meteoriten, wie zum Beispiel das Mineral Magnetit, ein Bakterienrückstand. Das alles ist jedoch kein endgültiger Beweis, wie auch die Nasa-Spezialisten vom Johnson Space Center in Houston zugeben. Jede dieser Verbindungen könnte eventuell einzeln im All entstehen, ohne daß Lebewesen beteiligt sind. Allerdings, so die Forscher: „Wenn wir die Ergebnisse zusammen betrachten, schließen wir, daß primitives Leben auf dem frühen Mars nachgewiesen ist.“

Andere Forscher sind skeptisch. Schließlich lag der Meteorit 13.000 Jahre in der Antarktis. „Da gibt es viele Möglichkeiten für die Übertragung irdischer Moleküle in das Gestein“, so Professor Friedrich Begemann von der Abteilung für Kosmochemie am Max-Planck-Institut in Mainz. Er erzählt von einem extraterrestrischen Klumpen, der in Kanada niederging. Er wurde schon einen Tag nach dem Einschlag gefunden. „Der Brocken war voll von organischen Molekülen“, so Begemann, „weil ein Kojote das Ding in seinem Revier mit Duftstoff markiert hatte.“

Die Nasa-Forscher haben jedoch einiges unternommen, um einen irdischen Ursprung der Lebewesen-Rückstände auszuschließen. So schnitten sie beispielsweise den Meteoriten in Scheiben und steckten diese dann sofort in eine Vakuumkammer. Damit kamen sie an sein Inneres heran, ohne daß über die Luft Moleküle an die Poren gelangen konnten.

Endgültige Sicherheit gibt es allerdings nur, und da sind sich alle Forscher einig, wenn Gestein vom Mars geholt wird. Gelegenheit dazu gibt es relativ bald. Im Dezember startet die Raumsonde „Pathfinder“ zum Mars. Sie soll dort am US-Nationalfeiertag im Juli 1997 landen und den Boden untersuchen. Die beiden Vorgänger hatten vor zwanzig Jahren allerdings vor Ort nichts entdeckt.

Die Nasa wird mit dem neuen Fund also werben, um die Milliarden für einen bemannten Marsflug Anfang des nächsten Jahrtausends zusammenzubekommen – Menschenaugen sehen vielleicht mehr als Roboter. Die britischen Wettbüros jedenfalls zeigten als erste Vertrauen in die Forscher: Der Buchmacher William Hill senkte gestern die Quoten für Wetten, daß die Nasa binnen eines Jahres außerirdische intelligente Lebensformen entdeckt – von 500:1 auf 25:1. Schließlich, so ein Sprecher, wollten sie „keine astronomische Auszahlung riskieren“. Reiner Metzger