Starkes Image

■ Beim morgigen WM-Kampf zwischen dem „Tiger“ und „Rocky“ ist der FC St. Pauli mit im Ring – es geht um den Standort Millerntor

Viel Geld ist im Spiel. Rund fünf Millionen Mark kostet die Ausrichtung des morgigen Weltmeisterschafts-Kampfes zwischen Dariusz Michalczewski und Graciano Rocchigiani am Millerntor. Auch der Gastgeber soll im großen Stil vom Mega-Hype profitieren, für den bislang rund 23 000 Eintrittskarten abgesetzt wurden. „Rund eine Million Mark kassiert der FC St. Pauli an Miete“, betete die Deutsche Presse-Agentur (dpa) einen Bericht des Box-Fachorgans Hamburger Morgenpost nach.

Götz Weisener kann über solche Zahlen nur lachen. „Absurd“ seien diese Angaben, erklärte gestern der Geschäftsführer der St. Pauli Marketing GmbH gegenüber der taz. Wieviel der Verein verdient, mochte der Sohn von Präsident Heinz Weisener jedoch nicht genau sagen. Ob vielleicht die Schätzung realistisch sei, es könne ungefähr ein Zehntel der herbeigedichteten Summe sein, also etwa 100 000 Mark? „Vehement dementieren würde ich das nicht“, gab sich der Mittdreißiger immer noch sibyllinisch, „wir machen das weniger wegen des Geldes, sondern zur Stärkung unseres Images.“

Der Ober-Vermarkter hofft, daß durch eine gelungene und medienwirksame Aufführung der Verein positiv ins Gespräch kommt. Vor Jahren war das anders gewesen: Bei seinem Freiluft-Auftritt am Millerntor hatte Prince halb Hamburg beschallt. Wegen Lärmbelästigung verbot das Bezirksamt später weitere Auftritte.

Dieses Mal soll es besser laufen. „Das ist der Versuch, hier wieder einmal eine Nicht-Fußball-Veranstaltung stattfinden zu lassen.“ Weisener, seit drei Jahren Marketing-Chef, weiß, wie bedeutsam ein Erfolg für den FC ist: Das finanzielle Überleben wäre ohne zusätzliche Non-Football-Events fast unmöglich. „Ich finde es deshalb sehr wichtig, daß das Stadion für andere Veranstaltungen attraktiver wird“, drängt er auch auf einen zügigen Ausbau des maroden Wilhelm-Koch-Stadions.

Die Baufälligkeit der vereinseigenen Spielstätte stört das Management von Dariusz Michalczewski jedoch nicht. Ganz bewußt habe sich Universum für das Millerntor entschieden, sagt der studierte Betriebswirt Weisener: „Der Tiger wollte es selber, weil er St.-Pauli-Fan ist und die Stimmung hier kennt.“ Wie viele Fußball-Anhänger kommen werden, ist jedoch unklar. Nicht alle der 1 500 Stehplatzkarten zu ermäßigten Preisen von 30 Mark, die für Dauerkarteninhaber reserviert worden waren, wurden verkauft.

Insgesamt 25 000 Zuschauer können den zum „Haß-Kampf“ hochstilisierten Schlagabtausch live miterleben. Im Innenraum wurden extra 8 000 Sitzplätze errichtet, 6 500 Plätze sind auf der Haupt- und Gegentribüne vorhanden, desweiteren 10 500 Stehplätze. Erst heute abend wird der Boxring am Mittelkreis aufgebaut. Die Boxer werden durch eine Überdachung vor eventuellem Regen geschützt, ebenso die ersten zehn Reihen am Ring. Der Rest muß hoffen, daß es nicht plattert.

Der Rasen – „unser kostbarstes Gut im Stadion“, so Götz Weisener – wird mit Kunststoffbahnen geschützt, die licht- und luftdurchlässig sind und schon am Mittwoch bei der Kelly Familiy im Volksparkstadion gute Dienste leisteten. Jetzt muß nur noch der „Versuchsballon“ steigen, als den Weisener die Sonderveranstaltung sieht. Ein Erfolg sei der „Test“ auf alle Fälle: „Wir haben viel gelernt bei der Mitarbeit.“ Erfahrung kann man sich nicht kaufen – auch nicht für eine Million.

C. Gerlach/Fotos: H. Scholz

Einlaß ab 18.30 Uhr, ab 20 Uhr Vorkämpfe, 22 Uhr Hauptkampf