„LiebesLeben“ mit Knalleffekt

■ Ausstellung zur Aidsprävention: gefühlsecht und lustbejahend

Wer kennt das nicht? Ein netter Abend zu zweit in der Disco, im Kino oder sonstwo, man kommt sich näher, will sich noch näher kommen und dann – sind die Kondome alle. Und jetzt? Hoffen, daß nichts passiert? Enthaltsamkeit üben? Safer Sex? JedeR weiß um die Schutzwirkung von Kondomen bei Aids. Doch wenn's drauf ankommt, dann fällt es den meisten schwer, ihre Vorsätze und Wünsche zu äußern oder umzusetzen, wie Untersuchungen zeigen.

Let's talk about Liebe, Lust und Aids! fordert die Aktion der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung junge Leute auf. Mit ihrer Ausstellung „LiebesLeben“ tourt sie durch Deutschland und ist bis zum 18. August täglich von 9 bis 18 Uhr auf dem Hamburger Rathausmarkt zu sehen.

Die Ausstellungsmacher sind angetreten, die „gefühlsmindernden Gummis“ zu rehabilitieren und zu enttabuisieren – mit Karikaturen und einem Kondommuseum. „Verhütungsmaschinen“, wie sie seit dem 16. Jahrhundert verwendet wurden, sind dort zu sehen: das Modell Schafdarm mit Längsnaht oder die luxuriösere Variante der „Erektionsbekleidung“ – mit Samt und Seide ausgekleidet.

Für den Knalleffekt der Ausstellung sorgt ein Berstgerät, mit dem die Qualität von Kondomen geprüft wird, indem sie aufgeblasen werden, bis sie platzen. Der 16jährige Azubi Sven erzählt, daß er die „Dinger“ auch schon aufgeblasen hat, um sie wie Luftballons zum Geburtstag zu verschenken. „Ein paar Kondome zum Mitnehmen, wären nicht schlecht“, meint sein Kumpel Frank. Von Kämpfen mit wassergefüllten Kondomen auf dem Pausenhof berichten auch die 14jährigen Schülerinnen Antje und Tatjana. Sie hätten meist „einen“ dabei, sagen sie und kichern verlegen.

Um Anmache, Kennenlernen und (Safer) Sex geht es beim dialogorientierten Computerspiel, um Entdecken bei der „Wand der Neugier“, mit gängigen Vorurteilen soll im „Raum der Ignoranz“ aufgeräumt und um Solidarität im „Raum der Toleranz“ geworben werden.

„Eine lustbejahende und akzeptierende Sexualpädagogik, die Eigenverantwortung und Selbstwert von Jugendlichen stärkt, ermöglicht die Entfaltung von Liebe, Lust und Neugier im Zeitalter von Aids und ist wichtige Voraussetzung für wirksame Aidsprävention“, so Gesundheitssenatorin Helgrit Fischer-Menzel bei der Eröffnung der Ausstellung. Die Zahl der Aidsinfizierten werde in Hamburg auf 6000 bis 7000 geschätzt. In jedem Jahr infizieren sich 200 bis 300 Menschen neu, weshalb die Präventionsarbeit nach wie vor sehr wichtig sei.

Patricia Faller