■ Urdrüs wahre Kolumne
: Feinripp-Dessous Größe 11!

Nachdem ich es mir zum Urlaubsende mitsamt Reisegepäck unterm Kupfer-Schwanz des Reiterdenkmals vorm hannöverschen Hauptbahnhof im Warten auf Abholung durch die verehrte Familie gemütlich gemacht und mit vier buntscheckigen jungen Leuten die auf dem dänischen Fährschiff zollfrei erstandene Flasche mit dem Birnenlikör in Angriff genommen hatte, störte eine Horde frisch-grüner Buletten die Idylle und forderte uns unter drohendem Schwenken volltrauertragender Schlagstöcke ultimativ auf, den Platz und am besten gleich Hannover zu verlassen. Nunmehr erklärte ich den Beamten, im Auftrag des Bremer Bürgermeisters Scherf in Hannover zu sein, um alle friedliebenden Punker herzlichst zum Hanseatischen Chaos-Festival einzuladen, das, finanziert aus Euro-Mitteln, derzeit auf dem ehemaligen AG Weser-Gelände stattfinde. Dieser Handstreich zur Förderung des bremischen Städtetourismus schien den Ordnungshütern der niedersächsischen Landeshaupstadt durchaus vorstellbar zu sein, mahnten sie doch nunmehr nur noch „Dann sorgense aber dafür, daß Ihre Gäste sich benehmen, sonst wird das nichts mit dem Bremen-Besuch“. Natürlich habe ich es nicht versäumt, mich im Namen des Innensenators dafür zu bedanken, daß die hannoversche Polizei die Bremer Bemühungen um den jungen Gast so couragiert unterstützt.

t

Lieber Ralfi! Für den alleinerziehenden Vater einer umtriebigen 16-jährigen ist es nicht immer leicht, all diese Nichtigkeiten wie Stüssy-Mützen, Raver-Shirts und dazugehöriges Plateau-Schuhwerk in kritischer Auseinandersetzung mit den Gesetzen unserer Waren-Gesellschaft im pädagogischen Prozess zu thematisieren und zugleich den Staat als das bekannte Unwesen erfolgreich zu denunzieren. Dir darum heißen Dank, daß Töchterlein nach dem Verlassen der „Eule“ zu später Stunde von den Dir treu ergebenen uniformierten Kräften aufgegriffen und mitsamt ihren Freunden unter Punkverdacht derart behandelt wurde, daß sie sich nach einer längeren Phase der Indifferenz nunmehr die berühmte Seyfried-Karikatur mit der Parole „Wir dürfen hier nicht hinein!“ für die Tür zum Jungmädchenzimmer erbat. Und bitte witer so mit der Feindbildpflege!

t

Ein schönes Bekenntnis zur Ökumene produzierte die Kölner Lazarus-Gesellschaft mit der CD „Beichte per Computer“ für das Betriebssystem Windows. Nachdem in der Lazarus-Card Konfession und Paßwort eingegeben sind, können durch Maus-Klick Themen wie „Gebete für die armen Seelen“, „Rosenkranz“ oder „Evangelischer Gottesdienst“ aufgerufen werden, und im Menü „Bekennen“ finden sich über 200 Verfehlungen zur gefälligen Auswahl, die durch eine Sündenliste zur individuellen Ergänzung komplettiert werden kann: Auch die fällige Buße wird online ermittelt, gegebenenfalls unter Hinweis auf gesprächsbereite Priester oder die nette Internet-Pfarrerin.Weitere Hinweise unter http:/www.lazarus-gesellschaft.de.

Hoffentlich genügend Lust zum herzhaften Sündigen bringt Kerstin (19, rotblond und groß) von Haus aus mit, die im Bielefelder Stadtmagazin Ultimo inseriert: „Papstaudienz im Paderborner Dom!!! Ich suche Dich (M, ca. 24 J, dunkle Haare, groß). Wir schauten uns im Menschengewühl andauernd an. Hinterher traute ich mich noch, Dir „Tschüß“ zu sagen“ Ehe das ein BITTE MELDE DICH Fall für Jörg Wontorra wird: Auf Anfrage gebe ich dem schwarzhaarigen Meßknaben gern die Telefonnummer von Kerstin!

t

In der Neuen Revue gibt es „Deutschlands ehrliche Partner-Aktion Single sucht Single“, und neben Romantikern zum Pferdestehlen aus dem Taunus, Kerzenschein-Kuschelbären aus Zweibrücken und Textilverkäuferinnen aus Berlin sucht da auch der 35-jährige Jurist Picco aus Bremen eine Frau, „die ihn auch mal hält, wenn er fällt“. Hier muß ein Nest für sowas sein.

t

Beim Unterhosenkauf am SSV-Wühltisch des Hauses Karstadt sucht unsereins vergebens nach Feinripp-Dessous in Größe 11, da man hier offenbar nur auf leptosome Hüpfer bis zur Größe 9 eingerichtet ist. Auf konkrete Nachfrage gibt uns die zuständige Fachverkäuferin die Empfehlung, ein paar Wochen Nulldiät bis zum Winterschlußverkauf einzulegen: „Seinse froh, daß sie nich einbeinig sind, oder son Contergan. Dann würdense nie was passendes kriegen!“ Mitunter fällt es schwer, die Solidarität mit den Mitgliedern von HBV und DAG im Tarifkonflikt zur ureigenen Herzensangelegenheit zu machen... Mehr Ladenschlußzeit fordert ergebenst

Ulrich Reineking etc.