Der taz-Sommerroman: „Dumm gelaufen“ – Teil 23

Mit Sicherheit kennen Sie diese tagtäglichen Horrormeldungen in den Zeitungen, und auch Sie suchen seit langer Zeit einen Schutz in Ihrer Nähe, auf den Sie sich rund um die Uhr verlassen können. Schließlich haben auch Sie ein Recht auf Ihre Freizeit, Ihren Lebensabend oder einfach auf ein bißchen Abwechslung. Wir kennen Ihre Fragen und haben auf Ihre persönlichen Sorgen und Bedürfnisse die richtige Antwort: Die Männer und Frauen von Repo; Ihre Rentnerpolizisten. Was sonst! Mit ihnen möchten wir Sie zu einem persönlichen Bummel durch Ihre Stadt, Ihr Tor zur Welt, Ihr Heim- und Hamburg, einladen. Wir hoffen natürlich für Sie, daß Sie auf diese Art und Weise viele aufregend schöne, neue und auch alte Dinge wieder in Ihrem Leben entdecken werden. Und wir garantieren Ihnen hundertprozentige Sicherheit auf all Ihren Wegen. Also, wenn Sie zum Beispiel eine Stunde durch den Park spazieren, Tauben auf dem Jungfernstieg füttern oder einfach nur Ihren Einkauf erledigen wollen, dann finden Sie bei unserer großen Auswahl mit Sicherheit und Sicherheit den richtigen RepoMann und mit Garantie in bester psychischer und physischer Qualität. Denn jeder Repo beherrscht seit Jahren eine asiatische Kampfsportart: Judo, Karate, Kendo oder Thai-Boxen. Aber am besten, Sie überzeugen sich selbst. Fordern Sie einfach einen Repo Ihres Geschmacks an: Natürlich ohne Mietverpflichtung. Sollten Sie Ihrem Repo kein Vertrauen schenken können, so schicken Sie ihn einfach in unsere Agentur zurück. Schließlich soll Sie nur der Repo begleiten, der Ihnen wirklich Ihre Sicherheit, Ihr Selbstvertrauen und Ihre individuelle Lebensfreude wiedergeben kann. An dieser Stelle haben wir einen ganz speziellen Tip für Sie: Warum wählen Sie nicht einmal einen weiblichen Repo aus. Sie werden überrascht sein, wie überrascht zum Beispiel ein Handtaschenräuber sein wird, wenn ihm eine Frau auf offener Straße das Handwerk legt. Rufen Sie uns an. Natürlich zum einheitlichen Ortstarif. Ihre Sicherheit ist immer so weit wie das nächste Telefon.

Brook war noch beisammen. An den Armen. An den Beinen. Alle Muskeln zeichneten sich noch durch Schnelligkeit und Stahl aus; sein Geist durch Kraft und Kombination. Trotzdem sicherte sich Brook die Anzeige; aus Sorgen wegen übermorgen. Und man weiß ja nie! Wann der Rentner in einem endgültig zuschlagen wird. Und das Invalide über den Körper siegt. Der Kopf im Kind verendet! Brook löschte seine Zigarette im Kaffee, nickte dem Wirt Abschied zu und überließ das Glück dem Glück im Monarchen. Auf der Schwelle zur Straße rief ihn der Wirt zurück. Seine letzten Groschen hatten den Monarchen auf Gewinn eingestellt. Brook standen hundert Spiele offen. Mehr als sonst in seinem Leben. So ließ es sich auch ein ganzer Kommissar sein.

Nur ein Gift, just a gift, la Carola, ade!

Endlich mal ein Klischee: Eine Frau wird ermordet, während ihres Hobbys: Die Yellow-Press dankt!

Carola saß am Fenster zu den anderen Fenstern; ein Fenster in der Langen Reihe. Ein Fenster wie in dem Film von Alfred Hitchcock. Und in allen Fenstern schien das Verbrechen nur auf eine günstige Gelegenheit zu warten. Carola liebte das Verbrechen nicht, aber die Geschichten um das Verbrechen, die schon im Treppenhaus für ein bißchen Aufmerksamkeit zu haben waren. Und Denise, ihre Nachbarin. Und Carola liebte auch die Nutten unten im Viertel, sie alle schienen aus den Sportseiten eines Modekataloges entsprungen zu sein. So bunt zeigte sich Carola die Szene, so ruhig lebte sie auch in Hamburg-St. Georg mit Weizen; ihrem Weizenmann. Weizen und Carola ruhten seit drei Monaten in der gemeinsamen Wohnung. Und vor diesen Monaten hatten Weizen und Carola eine lange Zeit (zwei Monate) auch miteinander gelebt, auch ineinander geliebt, und das mehr als nur für ein paar Tage. Und mit verliebt, verlobt!

(Fortsetzung folgt)

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