■ Aussichten auf ein Ende des Bürgerkriegs in Guatemala
: Sieg der Vernunft

Frieden zu schließen ist oft schwieriger, als Krieg zu führen. Seit gut 35 Jahren tobt in Guatemala ein Bürgerkrieg. Jetzt haben sich die rechtsgerichtete Regierung von Präsident Alvaro Arzu und die Guerillabewegung UNRG verpflichtet, noch in diesem Jahr ein endgültiges Friedensabkommen zu unterzeichnen. Es hat Jahre gebraucht, diesen Frieden zu erreichen. Wo der Haß tief sitzt und Zehntausende niedergemetzelt wurden, gibt es keine einfachen Lösungen. In Guatemala wurde schrittweise vorgegangen: Erst wurde ein Abkommen über die Rückführung der Flüchtlinge und die Menschenrechtsfrage geschlossen, dann welche zur indianischen Selbstbestimmung und zur Wirtschaftspolitik. Erst derartige Schritte zur Lösung der strukturellen Probleme des Landes machen den Frieden glaubhaft.

Die jetzige Übereinkunft ist zudem ein Erfolg der Vereinten Nationen, unter deren Schirmherrschaft seit 1991 verhandelt wurde. Erst die internationale Vermittlung vermochte die Todfeinde an einen Tisch zu bringen. Keine Eingreiftruppen und Sicherheitsratsbeschlüsse, sondern stille und zähe Verhandlungen – auch dies mag über Lateinamerika hinaus zukunftsweisend sein. Teile der guatemaltekischen Linken sind von den Verhandlungsergebnissen freilich enttäuscht. Sie hofften auf radikale Reformen für ein Land, in dem die soziale Ungerechtigkeit himmelschreiend ist; und sie forderten eine radikale Bestrafung jener mörderischen Militärs, die Zehntausende ermorden oder verschwinden ließen. Sie übersehen dabei, daß auch die guatemaltekische Rechte schon weitreichende Zugeständnisse gemacht hat und daß maximalistische Forderungen jeden Verhandlungserfolg unmöglich machen. Auch vergessen sie, daß der Krieg die Lage der Menschen eher verschlechtert als verbessert hat. Soziale, wirtschaftliche und politische Demokratie kann in Ländern wie Guatemala nur im gewaltfreien Raum vorangebracht werden. Dies setzt selbstverständlich voraus, daß die Rechte tatsächlich dazu bereit ist, auf die paramilitärische Bekämpfung der nun in Zukunft durchweg legalen politischen Opposition zu verzichten. Den Vorwand, soziale Proteste seien nur getarnte Guerillaaktionen, wird es nicht mehr geben. Ciro Krauthausen