Hungerstreikende ins Krankenhaus eingewiesen

■ Innenminister Kanther will Flüchtlinge trotz labilem Krankheitszustand abschieben

Frankfurt/Main/Hannover (taz) – Sieben der zwölf Flüchtlinge, die vor einer Woche im Transitbereich des Rhein- Main-Flughafens einen unbefristeten Hungerstreik gegen die ihnen drohende Abschiebung begonnen haben, wurden gestern in drei Krankenhäuser in Frankfurt verlegt. Unter ihnen sind vier Kinder im Alter von 4, 6, 10 und 11 Jahren sowie eine schwangere Frau aus Sri Lanka. Wie der Sprecher des Diakonischen Werkes im Evangelischen Regionalverband, Horst Schäfer, mitteilte, seien zwei der Flüchtlinge „akut suizidgefährdet“. Der Gesundheitszustand der anderen könne nur als „labil“ bezeichnet werden. Die Hungerstreikenden – auch diejenigen in den Krankenhäusern – würden nur Wasser und Tee zu sich nehmen.

Der Evangelische Regionalverband hatte am Mittwoch gemeinsam mit der Caritas einen „dringenden Appell“ an Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) gerichtet, sich einer humanitären Lösung nicht länger zu verschließen. Doch Kanther lehnte es ab, die hungerstreikenden Flüchtlinge ausnahmsweise in ein Land ihrer Wahl ausreisen zu lassen. Dieser Vorschlag war gemeinsam vom hessischen Sozialministerium, dem Bundesgrenzschutz (BGS) und den beiden Kirchen vorgelegt worden. Nun rechnet der BGS am Frankfurter Flughafen stündlich mit der Abschiebung. Die Flüchtlinge stammen aus Afghanistan, dem Iran und Sri Lanka. Unter ihnen befindet sich auch die über Moldawien aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtete Familie, die vom BGS schon einmal nach Moldawien abgeschoben worden war. Dort wurde ihnen jedoch die Einreise verweigert.

Ihren Hungerstreik ausgesetzt haben 22 Flüchtlinge aus Nigeria, die in Hannover vor 13 Tagen in einer evangelischen Gemeinde Kirchenasyl gefunden hatten. In einem Gespräch mit Vertretern der Hungerstreikenden hatte das niedersächsische Innenministerium am Mittwoch zugesichert, daß bis zur nächsten Innenministerkonferenz am 19. September keine konkreten Abschiebemaßnahmen gegen die Flüchtlinge eingeleitet werden. „Die Behörden haben erstmals mit uns gesprochen und damit ein Stück unserer Würde anerkannt“, begründete für die Flüchtlinge Joachim Opala gestern die Aussetzung des Hungerstreiks. kpk/ü.o.