■ Soundcheck
: gehört: Smog

Gehört: Smog Der Saal II ist kein Ort der Kontemplation. Wer hier abends hingeht, will nicht die Zeitung lesen, sondern saufen und quatschen. Da ist das Etablissement mehr Bodega als Kaffeehaus. Kommunikation oder zumindest der Versuch dazu ist Auflage für jeden Besucher bis auf Bill Callahan, der hier Freitag einige seiner Songs gespielt hat. Der stille Ami imaginiert während der Arbeit kein mögliches Gegenüber, bei Auftritten ignoriert er es. So scheint es zumindest.

Interaktion und Gemeinschaft – die zentralen Punkte des Dienstleistungs-Rock'n'Roll -,gelten für den Smog-Kopf nicht. Umso erstaunlicher, wie er sich – nur minimal verstärkt – Raum schafft für seine Lieder über die Unlebbarkeit der Liebe. Und das an einem Sommerabend, wo auch der letzte Zweifler an die Liebe glaubt. Doch das Publikum schweigt, als er gedehnt „Your New Friend“ ins Mikro haucht. Irgendwann schlägt Callahan erregt in die Saiten – und der Saal-Wirt verteilt Weinflaschen an die potentiell erzürnten Nachbarn.

Der Künstler bleibt in seine Musik vertieft. Nimmt er noch irgendetwas wahr? Allerdings: Nach einem – scheinbar überhörten – Zuruf spielt er „Your Face“ und schließt darauf mit den traurigen Sentenzen aus „Bathysphere“: „When I was seven my father said, that I couldn't swim / So I never dreamt of the sea again.“ Lieder gegen die Illusion an einem illusionsverhangenen Sommerabend. Christian Buß