Der Barbier von Bebra (7)

■ Von Wiglaf Droste und Gerhard Henschel

Der Bartmörder hat wieder zugeschlagen und Rainer Eppelmann in einem bayrischen Baggersee versenkt.

Staunend sahen sich Kommissar Hunter und Gisela Güzel die Fotos vom Tatort an: Ein muskulöser Beamter kurbelte an einer Hochseeangel, die sich mächtig bog. Am Haken hing Herr Eppelmann.

Beamte in Badehosen bliesen Dienstluftmatratzen auf oder paddelten bereits auf dem Baggersee herum. Andere machten Toter Mann oder Arschbomben vom Ufer aus, manche schnorchelten und tauchten, und an Land hatten Kollegen auch schon Picknickdecken ausgebreitet, sonnten sich, ölten und cremten sich gegenseitig ein, spielten Beachvolleyball, fingen frische Fische und brieten sie am Mannschaftsgrill.

Am Ufersaum stand ein langer Lulatsch und schwang einen Gürtel.

*

„Typisch Derrick!“ brummte Kommissar Hunter. „Das stellt der sich unter Spurensicherung vor.“

„Wieso?“ fragte Gisela Güzel. „Kennen Sie den?“

„Näher als mir lieb ist. Wir sind zusammen zur Polizeischule gegangen. Stefan Derrick, der Klassentrottel! Der war so stulle, dem konnte man im Gehen einen Knopf annähen. Nichts als Daumen an den Händen, immer über die eigenen Füße gestolpert, und wenn er blaugemacht hatte, konnte er nicht einmal seine eigene Unterschrift fälschen. Aber in Religion war er gut! Seine Referate über die Abgründe der menschlichen Seele waren gefürchtet.“

„Scheint mir ja ein richtiges Herzchen zu sein.“

Kommissar Hunter schmunzelte. „Oh ja. Am letzten Schultag haben wir ihn deshalb als Messias verkleidet und an den Kartenständer gehängt.“

„Soll ich ihm Grüße von Ihnen ausrichten, wenn ich ihn nachher treffe?“

„Lieber nicht. Und nehmen Sie sich vor seinem Assistenten in acht. Mit dem ist nicht gut Kirschen essen“, sagte Kommissar Hunter, denn er war ein Mann mit Erfahrung.

*

In der letzten halben Stunde hatte die Kommissarin viel zu sehen bekommen, aber nichts, das ihr gefallen hätte: Bierleichen mit Sonnenbrand, geplatzte Luftmatratzen, Surfbretter, Senfeimer, Gegrilltes und Gegöbeltes, Kartoffelsalat und Wasserskier. Und Pfarrer Eppelmann, insektenumsurrt.

Harry Klein und Gisela Güzel luden ihn in den Kofferraum. Kriminaloberinspektor Derrick konnte nicht mithelfen. Er hatte sich den Arm ausgekugelt.

Sie brachten Derrick zum Arzt. „Ich bin eben hart im Geben“, sagte Derrick und warf der Kommissarin einen scheelen Blick zu. „Bleibt sauber!“

Dann ging es weiter zum Leichenschauhaus. Bevor Rainer Eppelmann in die Schublade paßte, mußten sie erst noch die Zinkwanne abmeißeln. Nach getaner Tat hatte Inspektor Klein einen gesegneten Appetit und lud Gisela Güzel zum Essen ein „zu einem Arbeitsessen“, sagte er und zwinkerte vertraulich.

Gisela Güzel willigte ein. „Wenn's der Wahrheitsfindung dient ...“

*

REINER PFEIFFER

PRIVATE EYE

Alle Kassen

8 % Sauberkeit garantiert

stand an der Tür. Mirko Pril klopfte an.

Keine Antwort.

Er faßte sich ein Herz und öffnete die Tür.

„Was wollen Sie hier?“ keifte Reiner Pfeiffer und schloß hastig eine Schublade.

„Ich brauche Ihre Hilfe“, stieß Mirko Pril hervor. „Ich will eine Frau fertigmachen!“

Reiner Pfeiffer witterte ein Geschäft. „Why not? Spaß muß sein“, sagte er. „Aber kommen Sie erst mal rein, junger Mann. Und schließen Sie die Tür.“ Er wartete. „Und jetzt sagen Sie mir die Wahrheit. Was wollen Sie wirklich?“

Fortsetzung folgt

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