Burundis Alptraum

■ betr.: „Die neue Regierung in Bu rundi sollte anerkannt werden“, taz vom 30.7. 96

Eine Genugtuung war es im Chor der Verdammungen und Nachreder in ihrem Zeitungskommentar einen Ausscherer zu sehen, der sich der realen Lage in Burundi annimmt und es auf den Punkt bringt, daß die Regierung Burundis anerkannt werden muß.

Welcher der Journalisten, die die Dutzende von Berichten in den Zeitungen schreiben und den „Putsch“ verdammt, hat denn wirklich eine Ahnung über die Verhältnisse in Burundi! [...]

Tatsache ist, daß bis vor drei Jahren Burundi sich wieder zur „Schweiz Ostafrikas“ gemausert hat, eine unglaubliche Geschäftigkeit war zu sehen, Häuser wurden nach verblaßter Zeit neu gestrichen, Boutiquen, Cafés und Geschäfte sprossen aus dem Boden und es gab Pläne, den internationalen Flughafen attraktiv zu machen und den Airlines Alternativen zu Nairobi zu bieten. Wenn man Studenten fragte, ob sie Hutu oder Tutsi seien, sagten sie, daß sie dies nicht mehr interessiert, eine neue Zeit sei angekommen und Präsident Pierre Buyoya sei ihr neues Idol.

Anstatt aber so eine fragile neue Zeit reifen zu lassen, wurden von internationalen Regierungen, besonders Amerika tut sich da hervor, und deren Anhängsel wie die Weltbank, die Demokratisierung zu frühzeitig gefordert und das Land durch ausländischen Druck ins Verderben getrieben.

Das Gesellschaftssystem außerhalb der Stadt war vielleicht mit dem von Deutschland um 1800 zu vergleichen, und es ist einfach eine Idiotie von ausländischen Politikern, tageweise das Land zu besuchen, zu meinen, das Land zu kennen und dann mit anmaßenden Forderungen: „Entweder die Wahlen, oder wir drehen den Geldhahn zu, die damalige burundische Regierung ins Verderben zu stürzen.“

Major Pierre Bujoja ist der einzige, der das Land, wenn überhaupt, aus der Misere ziehen kann, und die westlichen Regierungen seien doch dringend gebeten, pragmatisch zu sein und die Regierung von Buyoya zu unterstützen. Chris Adam, Garmisch