Minister in den Knast

■ Ehemaliger Verteidigungsminister Kolumbiens steht vor Verurteilung

Berlin (taz) – Kolumbiens ehemaliger Verteidigungsminister Fernando Botero soll wegen einem Drogenkorruptionsskandal zu siebeneinhalb Jahren Gefängnis verurteilt werden. Darauf hätte sich die Verteidigung mit den Justizbehörden geeinigt, sagte Boteros Anwalt am Sonntag in Bogotá.

Botero war 1994 Wahlkampfleiter des amtierenden kolumbianischen Präsidenten Ernesto Samper. Die später verhafteten Kokainbosse des Cali-Kartells zahlten mindestens vier Millionen Dollar in die Wahlkampfkasse ein, um sich staatliches Wohlwollen zu sichern. Beschuldigt, davon gewußt zu haben, wurden der Präsident und sein Verteidigungsminister von dem geständigen und vor kurzem ebenfalls verurteilten Wahlkampf-Schatzmeister Santiago Medina. Erst stritt Botero alles ab, fühlte sich dann jedoch von Präsident Samper im Stich gelassen und rang sich zu einem Teilgeständnis durch. Dies könnte nun einen Strafnachlaß von mindestens einem Drittel der siebeneinhalbjährigen Haftstrafe bedeuten.

Botero, der in einer Militärkaserne im Norden der Hauptstadt fürstlich inhaftiert ist, hat wiederholt ausgesagt, auch Präsident Samper habe von den Geldern gewußt. Der Präsident jedoch kann von der normalen Justiz nicht angeklagt werden. Das Verfahren gegen ihn wurde von den zuständigen Ausschüssen im Kongreß wegen angeblich mangelnder Beweise fallen gelassen. Samper ist somit der einzige der damaligen Verantwortlichen, der noch auf freiem Fuß ist. Ciro Krauthausen