Der taz-Sommerroman: "Dumm gelaufen" - Teil 26

Die Gefahr droht! Glatter würgte Hundebrocken auf den Boden. Sein Magen reagierte immer und sofort. Wer sollte uns schon drohen!? Afram, der abgedrehte Grieche! Der Grieche? Er hat die ganze Zeit am Fenster gestanden! Aber wer glaubt schon einem Ausländer beziehungsweise diesem verrückten Griechen? Ich! sagte Glatter. Ich auch! schloß sich Poller an. Du auch? Glatter staunte Poller in die Augen. Ich auch! Das hast du mir nie gesagt! Er ist schließlich der einzige Zeuge! Morgen würden sie zu Afram zittern, dem verrückten Griechen.

Das ist das längste Kapitel und mit der ganz großen Liebe

Jetzt kommt es ganz dick, Haut auf Haut, Pariser und Pariser Erinnerungen, die vom Verleger auf den Index gesetzt wurden und so heiter

Denise sah wie ein deutscher Schlager aus. Sie war das Mädchen mit den siebzehn Jahren und den blonden Haaren. So saß Denise vor ihm, dem Kommissar. Brook verirrte sich in seinen Gedanken. Denise erinnerte ihn auch an den blauen Engel. An Marlene Dietrich. Und an seine Blond. Auf der Hochzeitsreise. Blond lächelte Liebe. Sie verführte Brook zurück in die Vergangenheit, in die Metro von Paris. Blond und Brook sprangen sich auf eine Sitzbank des RER8. Ihre Blicke stahlen sich über fremde Gesichter: Afghanen, Marokkaner, Chinesen, auch Pariser, aber selten. Alles très vivant. Eine Bettlerin hob ihre gekuhlten Hände durch das Abteil. Auch das war la vie. Dann ließ sie die Metro gehen: ChÛtelet, les Halles. Ihre erste gemeinsame Empfindung. Es roch nach Kanalisation, nach Liebe, auch nach Paris. Instinktiv hoben sie ihre Schuhsohlen hoch. Es war nichts gewesen. Brook ging Stadt voraus. Blond folgte ihm durch die Gassen des 8ten Arrondissements. Passage Brady. Und ihrer Liebe. Boulevard de Straßbourg. Hand in Hand. Rue du Faubourg. Herz an Herz. Das lokale Kolorit wurde zunehmend nuttiger: Miller, Baldwin, Malet kehrten in Brooks Kopf kurz ein. Und zwischen den Afro-Saloons, den stinkenden Fleischhändlern, den fließenden Abwässern im Rinnstein, testete Blond an einem Gemüsestand eine Mirabelle. Sie hmmmte. Brook testete ihren Nacken. Und hmmmte. Liebe in Paris machen. Das alles war das echte Savoir-vivre gewesen. Woher kommen Sie, Brook? Denise konnte Brooks Paris nicht sehen. Aus Paris! Aus Paris. Ich habe Sie doch noch vor zwei Stunden im Supermarkt gesehen. Jeder hat so sein Paris! schelmten Brooks Augen Denise zu. Seine Blicke füllten sich mit Lust, denn Denise war schon irgendwie auf der Schwelle zum Frausein. Und Brook war ein Freier. Ein freier Mann. Er hatte sie zum Fressen gern. Aber Denise ließ sich offensichtlich von Brooks sexuellen Visionen nicht berühren. Sie blieb Dornröschen, ungeküßt, das Mädchen am Ende der Straße, in schwarzen Lackschuhen und weißen Kniestrümpfen. Sie war auch nicht Schlaf, Kindchen, schlaf mit mir. Und schon gar nicht ein Schneeflittchen mit den sieben Männern auf ihren Bergen. Sie war ein Kind. Ein bißchen Filmsternchen. Eine kleine Nebenrolle neben dem Kommissar. Ich habe kein Paris! aschenputtelte Denise zurück. Und sie versuchte das Schlechte von dem Guten in ihren Gedanken zu trennen. Sofort köpfte Brook seinen geilen Mann. Sein Schwanz zog den Kopf ein. Das Blut ebbte ab. Brook flutete seinen Körper mit Vater. Und mit Scherzkeksen für Denise. Sein Paris würde später noch kommen. Haben Sie einen Termin, eine Einladung oder sonstige Referenzen vorzuweisen? Nein? kicherte Denise. Gut. Merken Sie sich. Besuchszeiten sind zwischen 12 und 12 Uhr dreißig am Mittwoch und Donnerstag. Brook schloß die Tür auf. Komm, Denise. Ich gebe dir einen Kaffee aus! Sie schwiegen sich an.

(Fortsetzung folgt)

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