„Seltenes verdoppelt“

■ Fotoausstellung von Almuth Bölitz zeigt Bremer Frauen bei der täglichen Arbeit

Wer in die Angestelltenkammer geht, erhält zweifelsohne einen Einblick in die Arbeitswelt. Nur bösartige Menschen bestreiten das. Doch wird auch das ein Ende haben, wenn sie sich in den kommenden zwei Wochen „Vor Ort“ begeben und ihre Zeit der gleichnamigen Fotoausstellung widmen, die heute eröffnet wird.

„Vor Ort“ gegangen ist zuvor Almuth Bölitz. Die Bremer Fotografin begleitete mit ihrer Kamera 20 verschiedene Frauen bei ihrer Erwerbsarbeit: Auf diese Weise entstanden die fotografischen Portraits einer Fitneßtrainerin, einer Fabrikarbeiterin, Tätowiererin, Taxifahrerin, der Senatorin, der Tierpflegerin, Malerin oder Blumenmarktverkäuferin.

Momentaufnahmen, die selten sind, meint die Fotografin. Denn ihre Branche thematisiere nur ungern die Arbeitswelt und schon gar nicht die darin agierenden Frauen. In den Fotos werde „das Seltene verdoppelt“, resumiert denn auch Klaus Kellner, in dessen Verlag soeben der Fotoband zur Ausstellung erschienen ist. Warum der eher auf Sachbücher spezialisierte Verlag die Veröffentlichung der Diplomarbeit von Almuth Bölitz ins Programm nahm, erklärt Kellner damit, daß ihm „Bücher für eine gerechte Arbeitswelt“ am Herzen liegen.

Fotoband und Ausstellung sollen, so das Anliegen von Kellner und Bölitz, dazu beitragen, das „selten präsentierte Alltägliche“ näher ins Bewußtsein zu rücken. Um das zu forcieren, wurde eine spezielle Drucktechnik angewandt, die die Fotos laut Katalogtext „wie Zeitungsbilder“ erscheinen läßt. Das Resultat jedoch ist, daß die Katalogfotos grau sind, grau wie ein Arbeitsalltag nur sein kann. Auch die Texte der Fotografin sind farbloser als das, was sie zu beschreiben versuchen. Bleibt die Hoffnung auf die Originalfotos, die bis zum 30.8. in der Handelskammer zu sehen sind. dah

Öffnungszeiten von Mo. bis Do., 8 bis 18 Uhr und Fr. 8 bis 13 Uhr.