Wer groß raus kommt, kann gehen

Städtisch geförderte Gewerbehöfe bieten Platz für kleine Unternehmen  ■ Von Stefanie Winter

Das Café mit dem Rücken zur Arbeit blickt auf das Wasser des Vehringkanals, hat aber keinen Betreiber. Seit Mitte vergangenen Jahres ist der „Vehringhof“ in Wilhelmsburg bezugsfertig, bislang sind rund 60 Prozent der gut 7 200 Quadratmeter Nutzfläche vermietet. Tischler und Metallverarbeiter haben in dem Gewerbehof ihre Werkstatt, die Wilhelmsburger Kleiderkammer ist Nachbarin einer türkischen Bäckerei, die von hier aus ganz Hamburg beliefert. Schwierigkeiten hat die Betreiberin, die „Hamburger Gesellschaft für Gewerbebauförderung“ (HaGG), mit der Vermietung der oberen Geschosse, die zwar für Dienstleistungsbetriebe interessant, für das Handwerk jedoch gänzlich ungeeignet sind.

Der Vehringhof wird städtisch gefördert. Während große Unternehmen Massen entlassen, setzt die Wirtschaftsbehörde auf die Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen durch kleine und mittelständische Betriebe. Mit insgesamt 14,5 Millionen Mark beteiligte sich Hamburg am Bau von drei Gewerbehöfen, die kleinen Unternehmen preisgünstigen Mietraum in zentraler Lage anbieten. Weitere viereinhalb Millionen Mark sind im Haushalt 1996 vorgesehen.

Zwei der Höfe – in Wilhelmsburg und Bahrenfeld – betreibt die HaGG; für das Projekt in der Ottenser Behringstraße zeichnet die „Sprinkenhof AG“ verantwortlich. Beide Betreiber streben auf den Flächen einen Branchenmix an; die durchschnittliche Miete von 13 Mark pro Quadratmeter ist für Gewerbeflächen günstig.

Während der erste Bauabschnitt des Ottenser Gewerbehofs – in unmittelbarer Nähe zum Zeisegelände – im September fertiggestellt sein soll und auf „junge Multimedia-Produzenten“ hofft, sind knapp 6 000 Quadratmeter des Bahrenfelder Projekts im Friesenweg bereits vergeben, 5 000 davon verkauft: Hier haben sich seit Anfang des Jahres die „Elbe-Werkstätten“ angesiedelt. 180 überwiegend geistig behinderte Menschen haben hier einen Arbeitsplatz. Von der stadtnahen Lage mitten in einem Wohngebiet sind die Mitarbeiter begeistert; in der Nähe des Gewerbehofs werden Wohngemeinschaften für die Behinderten eingerichtet.

Die Vernetzung der Gewerbehöfe mit den Stadtteilen ist gewünscht, Ziel ist eine Mischung aus Wohnen und Arbeiten. Die Gewerbemieten sollen mindestens fünf Jahre lang stabil bleiben, ihre genaue Höhe wird letztlich von der wirtschaftlichen Lage der Firma bestimmt. Schrumpfen oder wachsen kann auch der Platzbedarf der einzelnen Betriebe – hier sind die Betreiber bereit, während des laufenden Mietverhältnisses noch räumliche Veränderungen vorzunehmen. Wer erst klein anfängt und irgendwann groß rauskommt, werde sich aber irgendwann nach „etwas anderem“ umsehen müssen.

Die Gewerbehöfe sollen Raum für Existenzgründungen bieten. Unterstützung dafür gibt' s bei der Hamburger Existenzgründungsinitiative H.E.I. Eine Informationsbroschüre ist bei der H.E.I.-Geschäftsstelle (611 700-0), der Wirtschaftsbehörde3504-1495) und dem Senatsamt für die Gleichstellung3504-3327) erhältlich